Bezirksoberliga 3. Runde

Nach dreieinhalb Monaten Pause wurde der Spielbetrieb im Schachbezirk wieder aufgenommen und wir spielten am dritten Spieltag (Runde 6) auswärts gegen WSG Halle-Neustadt. Am frühen Morgen erreichte uns die Nachricht, dass wir Corona-bedingt auf unser zweites Brett verzichten mussten, und das, obwohl wir ohnehin schon geschwächt antreten mussten. So starteten wir also mit einem Minuspunkt in das hallesche Derby.

Doch es zeichnete sich schnell ab, dass die Sorgen unbegründet waren. So gewann Ferdinand Lindner am achten Brett, der sein erstes Spiel für den Roten Turm bestritt, schnell seine Partie. Sein Gegner spielte zu passiv und überließ die Kontrolle über das Zentrum. Das führte dazu, dass Ferdinand im passenden Moment die weiße Dame auf der offenen e-Linie angriff und den dachterstehenden Turm gewann. Der Gegner übersah dabei, dass er den Turm retten könnte, allerdings auf Kosten des Bauerns und einer aussichtslosen Stellung.

Wenig später brachte uns Oleh Ovchynnikov am Brett fünf in Führung. Es begann mit einer Abwicklung im Zentrum, als Olehs Gegner den Bauerngewinn für sich übersah und daraufhin selbst einen Bauern verlor. Dies führte zur Öffnung der Stellung zugunsten von Weiß. Oleh stellte eine Mattdrohung auf, welche Schwarz nur auf Kosten des Läufers abwehren konnte. Unmittelbar danach war die Partie zu Ende.

Kurze Zeit später folgte die Remiseinigung am Brett sieben. Rüdiger Schneidewind gewann früh in der Eröffnung einen Bauern, als sein Gegner Probleme mit der Entwicklung der Figuren hatte. Danach tauschten sich die meisten Figuren ab. Es kam zu einem Endspiel, wo Schwarz genügend Gegenspiel finden konnte, um Rüdiger die Verwertung des Mehrbauerns zu erschweren.

Einen weiteren vollen Punkt brachte nach etwas mehr als drei Stunden Spielzeit Yury Golitsyn am vierten Brett. Yury kam mit einer vielversprechenden Stellung aus der Eröffnung heraus. Er nutzte den Raumvorteil am Damenflügel aus, um die Kontrolle über die b-Linie zu erlangen. Anschließend gelang es ihm, mit seinem Turm in das weiße Lager einzudringen. An einem Punkt übersah Yury dabei den einfachen Gewinnweg, weshalb die Partie in ein Endspiel mit Turm + Leichfigur überging. Dort marschierte der schwarze c-Bauer schnell zur Dame, und angesichts des drohenden Turmverlustes gab Weiß auf.

An diesem Zeitpunkt befanden sich die anderen Spieler vom Roten Turm in starker Zeitnot und mussten über viele Züge vom Inkrement leben. In dieser heißen Phase der Partie behielt Jaron Rumpold am Brett sechs die Nerven und gewann eine Figur und später sogar den Turm. Genau zur Zeitkontrolle im 40. Zug setzte Jaron seinen Gegner in der Brettmitte nach einer schönen Kombination Matt. Somit war der Mannschaftssieg perfekt.

An den restlichen zwei Spitzenbrettern zeichneten sich schon die weiteren vollen Punkte ab. Bei Lars Jungklaus am 2. Brett verlief die Partie sehr positionell. Nach langem Lavieren gelang es Lars, seinen Springer auf das starke Feld d6 zu bringen. Von dort störte der Springer die Koordination der schwarzen Figuren massiv. Später wurde Schwarz dazu gezwungen, seinen Turm für den weißen Springer zu geben. Lars drängte mit seinen Schwerfiguren in die schwarze Stellung und erzwang den Abtsuch. Im Endspiel gab Lars die Qualität im passenden Moment ab und ging in ein Bauernendspiel mit zwei Mehrbauern über.

Krönender Abschluss des Spieltages war die Partie von Matti Adelmeyer am Brett eins. Bereits in der Eröffnung übernahm Matti die Initiative. Seine aktiven Leichtfiguren und die Türme auf den offenen Linien führten zum Gewinn eines Bauerns. Anschließend begann Matti im Turmendspiel den Mehrbauern zu verwerten. Er ließ kein Gegenspiel zu und bildete einen freien Bauern auf der a-Linie. Als dieser auf der siebten Reihe angekommen war, gab Schwarz auf.

Insgesamt hat sich an diesem Spieltag gezeigt, dass wir die Unterbrechung des Spielbetriebes gut genutzt haben und die Spielfähigkeiten nicht einrosten ließen.

Yury Golitsyn