Mädchen sind Landesmeister und Turniersieger
Das Beste zum Schluss! Die Mannschaftsmeisterschaften der Mädchen bildeten den Abschluss einer merkwürdigen und stressigen Saison 2021/2022 in Sachsen-Anhalt. Nach der Absage im April/ Mai nun im Juli und dem ständigen Hin und Her wie viele Teams überhaupt antreten würden war es schon toll, das es unserer Mädchenverantwortliche im Land, Jessica Pabst, es geschafft hat, gemeinsam mit den guten Gastgebern der SG Einheit Staßfurt, diesen Rahmen zu schaffen.
Vier Teams hatten letztlich angemeldet, SG Einheit Staßfurt, die Schachzwerge Magdeburg (beide für die AK u12w), etwas überraschend das mir völlig unbekannte Team Rot-Weiß Wernigerode und unser Quintett vom SV Roter Turm Halle. Eigentlich etwas „dünn“, aber es wirft natürlich, nach der LEM in Arendsee, ein deutliches Bild auf das Defizit an Mädchen in Sachsen-Anhalt. Dazu kommt das Fehlen der selbsternannten „Hochburg“ USV Halle und so war unser Team im vierten Anlauf sogar Favorit.
Gegner in Runde 1 war die SG Einheit Staßfurt, eine sehr junge Mannschaft, die erst sehr spät meldete. Schnell zeigt sich: gegen unsere Mädchen waren die Gastgeberinnen völlig ohne Chance, zumal sie eine Vielzahl an Figurengeschenken jeglicher Art an allen Brettern verteilten. Sariana Hesse benötigte nur 12 Minuten und dachte schon, dass sie wegen der kurzen Spielzeit „Ärger“ bekommt. Annabelle Fiedler versuchte mal locker Evans-Gambit mit 6. b4 und war ebenso erfolgreich wie Maria Seibicke und zuletzt Nelly Adelmeyer, die gegen Lea Schiller schon im 4. Zug die Damen tauschte und nach 39 Zügen sicher Matt setzte. Also der erwartete 4:0 Auftakt nach weniger als einer Stunde.
In der 2. Runde stand dann das Landesfinale in der LMM u16w auf dem Spielplan. Gegen eine Gegner gegen den unser Verein noch nie gespielt hat. Trotzdem freute ich mich auf diese Begegnung gegen ein Spitzenbrett und drei Schwestern, eben Rot-Weiß Wernigerode.
Und dieser Wettkampf begann in mehrfacher Hinsicht erfreulich. An Brett 4 spielte zum ersten Mal unser neues Mitglied, Anika Schmitz. Zunächst jagte mir die spielfreie Maria einen Schreck ein: „Anika hat einen Springer weniger!“ Doch es war ein korrektes, selbstbewusstes Opfer. Nach 1. e4 e5 2. Sf3 f6? 3. Sxe5 fxe5 setzte sie stark fort. „Diese Eröffnung hatte ich mir angesehen…“ meinte sie später und so gewann sie sofort Material zurück, nutzte alle Schwächen von Michaela Mantho , tauschte sogar noch Dame gegen Turm und kam, nach nur 20 Minuten, zum Einstandssieg durch Aufgabe. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mit ähnlich starkem Angriff und Mattidee gewann wenig später Annabelle und Nelly machte, nach 31 Zügen gegen Sahra Sophie Feist, den Landesmeistertitel perfekt. Trotzdem drückte nun das Team Sariana die Daumen, die bei ihrem nicht immer durchdachten Angriff auf die lange weiße Rochade etwas kämpfen musste. Am Ende half ihre Gegnerin, Maria Mantho, statt Figuren zu gewinnen, mit zwei groben Fehlern, zum Matt mit zwei Türmen und zum zweiten 4:0 Erfolg.
In der letzten Runde ging es dann darum, das Turnier zu gewinnen und unsere Mädchen wollten das! Die Betreuer der Schachzwerge freuten sich etwas, dass Sariana Hesse in der 3. Runde bei uns pausieren durfte (weiß gar nicht warum?). Gleichzeig ärgerten sich die Magdeburger Lotte Nönnig nicht rechtzeitig für die letzte Runde ans Brett bekommen zu haben. Grund dafür war letztlich das schnelle Spielen der Mädchen und da halfen auch die relativ langen Pausen nicht! Und: auch auf Lotte waren wir etwas vorbereitet!
Aber zurück zur letzten Runde mit vier interessanten Partien gegen die Schachzwerge Magdeburg. Nur Nelly, deutlich überlegen an Brett 1, wollte dieses Mal nicht solange spielen und brachte unsere Mädchen, schon nach einer halben Stunde, gegen Eva Breja in Führung. Am interessantesten war es ohne Zweifel am Brett 4 zwischen Anika Schmitz und Martha Börner (DWZ: 842). Beide nutzten wohl einige Chancen nicht, doch Anika hatte eine Figur mehr und verteidigte sich, auch gegen viele Dameschachs sehr gut. Nebenbei baute sie mit Läufer, Dame und Turm an ihrem Mattplan auf f2, der nach 39 Zügen aufging zum 2:0. Richtige Ideen am 3. Brett hatte Maria gegen Paula Lahne zunächst eigentlich nicht. Das gab sie in der Analyse auch zu. Doch nach einigen merkwürdigen Springerzügen gelang die entscheidende Springergabel nach einem fehlerhaften Damezug (26. …Dh5??) und der Damegewinn. Zwei Züge später setzte sie schnell Matt zur 3:0 Führung. Danach durfte Annabelle (mit Genehmigung von Nelly) gegen eine stark spielende Laura Rössling aufgeben, was sie „leider als kleinen Schönheitsfehler…“ bezeichnete. Nach zu vorsichtigem Beginn gewann Laura, im Spiel auf den unrochierten König, im 17. Zug Annabelles Dame.
Doch was soll`s. Drei Spiele – drei Siege, gute spielerische Leistungen, eine tolle Atmosphäre im Team, Landesmeister und Turniersieger – was für ein toller Abschluss für den Roten Turm! Da gibt es kaum etwas zu meckern!