Auswärtsspiel in Lützen gegen Bad Dürrenberg
Der Grund für die Spielstätte in einem anderen Ort hat wohl finanzielle Gründe. Ich bin ehrlich genervt davon. Natürlich hat
es finanzielle Gründe, denn warum ist eine Spielstätte denn so viel günstiger als die, die an einem Ort liegt, welcher sehr bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar wäre? Weitaus höhere Kosten gibt es dann allerdings für alle Anreisenden. Aber das ist nicht nur ein Problem in der Bezirksklasse…
In Lützen angekommen, pünktlich, dank Herrn Melchior, der seine beiden Kinder (Annabelle und Frederik), Theo, Marek und mich dort hingefahren hat kam es zu folgenden Begegnungen (grün = unser Verein)
weiß gegen schwarz
Theo Müller (1636) gegen Peter Steinmetzer (1856)
Markus Nagel (ohne) gegen Frederik Fiedler (1499)
Marek Mischkewitz (1375) gegen Torsten Barth (1276)
Timon Lübeck (1139) gegen Annabelle Fiedler (994)
Der Aufbau war schon getätigt, die Bretter waren bereits festgelegt und wir wurden herzlich empfangen. Tolle Atmosphäre.
Theo an Brett 1 hat sich durch Unachtsamkeit, gegenüber dem C-Bauern des Gegners, ganz schnell in die Enge getrieben gefühlt. Denn nach c4, kam auch noch c3, mit einem Turm dahinter und schon musste Theos Läufer von b2 auf a1 in die Ecke. Und so sollte es das ganze Spiel über sein, doch der Gegner konnte diesen riesigen Vorteil nicht richtig ausnutzen und sperrte den eigenen Läufer auf b7 ebenfalls ein. Kurios, dass beide langen Diagonalen von beiden Spielern, je auf schwarz bzw. weiß, von Läufern besetzt wurden, aber beide nicht mehr mitspielen können…
An Brett 2 hat sich der Gegner nicht die Mühe gemacht, Frederik auch nur ansatzweise zu drohen einen Bauern zu gewinnen, geschweige denn Matt zu setzen. Dementsprechend lässig wurde die Partie von Frederik gespielt und diese Lässigkeit führte irgendwann zu einer leicht vorteilhaften Bauerngabel für weiß, bei der Frederik nur 2 Bauern für einen Läufer bekommt. Doch das war noch kein ausgeführter Zug, aber Frederik hielt diese Möglichkeit für den Gegner noch einen weiteren Zug offen…
Am dritten Brett wurde am schnellsten gespielt. Marek hat hier nicht viel Zeit verstreichen lassen, nach einer Stunde bereits im 31. Zug und 20 Minuten Zeitvorteil. Und auch die Stellung war vielversprechend. Zuerst mit dem Läuferpaar und viel Raum konnte er dann noch den schwarzfeldrigen Läufer abtauschen um 2 Bauern zu gewinnen und einer davon brauchte nur noch 4 Züge bis zur Umwandlung und war unaufhaltbar…
Annabelle ist für die ausgefallene Anika eingesprungen und wirkte sehr entspannt und gelassen. Für sie war es heute ihr Debüt für die offenen Teams im Ligabetrieb. Und Annabelle war es auch, die als erste sehr schnell einen riesigen Vorteil durch einen Zentrumsbauerngewinn hier ganz klare Siegchancen hatte…
Als erstes schüttelten sich am dritten Brett Marek und sein Gegner die Hände. Ich, der gerade von weiter weg die Situation wahrgenommen hatte, konnte es nicht fassen, dass Marek hier aufgegeben hat. Doch als ich zum Brett schaute, sah ich, dass Marek ein Abzugsschach hatte, doch die Figur, die hier Schach gibt, war seine Dame und es war kein Doppelschach und seine Dame war ungedeckt und konnte geschlagen werden. Ein fataler Fehler, der zum Damenverlust führte, in einer sonst sicher gewonnen Stellung. Doch es heißt, im Schach verliert nicht die Person, die die meisten Fehler macht, sondern die Person, die den letzten Fehler macht. Heute war das leider Marek. 0-1
Zu dem Zeitpunkt waren alle anderen Bretter wieder ausgeglichen. Theo konnte seine Stellung erheblich verbessern und griff mit extrem vielen Figuren auf dem Königsflügel an, konnte seinen G-Bauern zu einem Freibauern auf h6 befördern und brachte mit Matt- und Gabeldrohungen seinen Gegner in eine unangenehme Lage, bei der allerdings beide sehr viel rechnen mussten. Sehr viel Tempo für Theo gerade.
Annabelle hat sich leichten Stellungsvorteil erarbeitet und immer noch einen Bauern mehr. Doch leider lässt sie den Gegner die offene D-Linie besetzen, die sie eigentlich braucht um den Druck auf den König und Dame weiter zu erhöhen. Frederik wiederum, dem die ganze Zeit eine Bauerngabel droht, hat Glück, denn sein Gegner spielt den Bauern nicht. Das nutzt Frederik nun aus um unglaublich schnell seine Bauern vorzuspielen, die erheblichen Druck auf den lang-rochierten König ausüben.
Und dieser Druck zahlte sich aus für Freddy. Er tauschte alle Figuren ab und spielte am Ende ein Endspiel mit 3 Bauern mehr und noch bevor diese auch nur richtig loslaufen konnten, gab der Gegner auf. 1-1
Annabelle hat keinen Zeitdruck, ihr Gegner allerdings schon. Weniger als 5 Minuten auf der Uhr bei Zug 25 und er notiert die Züge nicht mehr. Eine kurze Nachfrage bei Yuri, der gerade erst seinen ersten Schiedsrichterlehrgang erfolgreich absolviert hat, ergab, dass alles regelkonform ist, wenn er nach dem 40. Zug die Züge nachnotiert, und so wurde weitergespielt und der Gegner schafft es in 4 Minuten weitere 15 Züge zu machen. Doch diese schnellen 15 Züge führen vielleicht zu Fehlern? Tun sie, aber leider bei Annabelle. Sie verspielt nicht nur ihren Mehrbauern, sondern damit auch ihre Stellung und muss in einem Turm + Bauernendspiel mit je zwei Bauern auf G- und H-Linie noch einen zusätzlichen Freibauern des Gegners auf der C-Linie (C ist sehr weit weg von G und H) aufhalten. Ihr Gegner lässt das nicht zu und sie muss auch noch ihren Turm hergeben für den Freibauern. Patt ist ihre letzte Hoffnung, doch auch da ist der Gegner gnadenlos und es steht 1-2.
Kurze Zeit später kann auch Theo nichts mehr machen, sein anfangs eingesperrter Läufer wird ihm nun doch zum Verhängnis und die Bauern des Gegners drohen in 2 Zügen umzuwandeln und Theo gibt auf. 1-3
Trotz der unglücklichen Niederlage (4-0 Sieg oder 3,5-0,5 Sieg war hier stellenweise drin) war die spielerische Leistung wieder auf einem höheren Niveau als es unsere DWZ aussagt. Auch wenn die Ergebnisse und die aktuelle Tabelle was anderes sagen, sollte unsere Favoritenrolle noch nicht aberkannt werden.
Am 3. Dezember empfangen wir dann die Schachfreunde Hettstedt III in der Johannesgemeinde.
Sven Wusterhausen