Der 2. Tag
Wer steht an einem Pfingstsonntag gegen 6.30 Uhr auf? Das können nur die Schachspieler in Willingen sein! Nach dem Frühstück gab es für unsere beiden eine Vorbereitung. Während Julian von der Landestrainerin vorbereitet wurde, war für Flora eine 30- minütige Vorbereitung auf Schottisch angesagt. Die Risikovarianten mit 4. …Dh4 oder 5. …Df6 schloss ich erstmal aus. Die ruhige Variante mit 4. …Lc5 5. Sb3 Lb6 schien mir das richtige und genau diese Variante kam auch aufs Brett. Erwähnt werden muss auch noch, dass Flora von Beginn an in dieser Partie einen Springer mehr hatte. Auch daran bin ich nicht ganz unbeteiligt. Flora hatte sich vor der Eröffnung im Schachladen einen großen schwarzen Springer ausgesucht und der Vati, der ihn eigentlich nur kaufen wollte „wenn sie die erste Partie gewinnt“, gab nach. Ja, ich kenne das, wenn man als Vater von kleinen Mädchen schwach wird.
Aber das nur nebenbei.
Floras Start in die DEM verlief „planmäßig“, sprich die Vorbereitung kam aufs Brett. Weiß wich von Schottisch mit 6. De2 etwas ab, doch Flora spielte 15 Züge stark mit und ging dann mit dem Angriff auf die lange Rochade sogar etwas Risiko (16. …La2+). Zuviel, wie sich wenig später erwies, denn dieser „mutige“ Läufer wurde ihr leider zum Verhängnis und im 21. Zug eingestellt. Als ich, nach 50 Minuten wieder im Spielsaal war, war Floras Partie bereits in der Endphase. Einige schwächere Züge kosteten im 27. Zug noch einen Turm und 11 Züge später konnte ich Floras Gegnerin gratulieren. Lob für Flora half da wenig, es gab schon ein paar Tränchen und da nützten auch meine „Hello Kitty-Taschentücher“ wenig. Und auch das Spieltempo war mit knapp einer Stunde wohl zu hoch.
Ganz anders bei Julian. Er spielte über drei Stunden und hatte zunächst mit der vorbereiteten Eröffnung (Schottisch, Gambit-Variante und Zweispringerspiel im Nachzug) von Aram Khanbekyan so seine Probleme. Beide mussten viel Bedenkzeit investieren. Doch Julian konterte dann sehr stark mit Abzugsschach (auch mit mehr Zeit) und sein Gegner gab nach 26 Zügen auf.
In der 2. Runde in der u10w treffen zwei Vizelandesmeisterinnen aufeinander! Mit Anna Tatar (Elmshorner SC von 1896) trifft die Zweite der LEM Schleswig-Holstein auf die Zweite der LEM Sachsen-Anhalt, ohne Zweifel, ein reizvolles Duell. Allerdings ein ungleiches, obwohl ich Flora dieses Mal schon nach einer halben Stunde „abholen“ durfte. Der Sieg, nach doch Skandinavischer Eröffnung, war überdeutlich mit Damegewinn oder Damegeschenk im 14. Zug und dem Matt nach 29 Zügen. Hurra, der erste Punkt! Dafür ins Eiscafe „Venezia“!
Julian bekam Justin Michael Fadeev (Barnimer Schachfreunde) zum Gegner und durfte sich gleich nochmal mit Schwarz versuchen. Der Beginn bis zum 6. Zug von Weiß identisch, dann geriet Julian massiv unter Druck und die Partie war nach einer starken Kombination, mit Turm weniger, verloren. Nach 34 Zügen gab Julian, nach zweieinhalb Stunden, auf.