Der 5. Tag
Zugegeben die 1,5 Punkte von gestern waren ganz schön glücklich, aber das gehört auch dazu. Was macht man aber mit dem heutigen Wettbewerb: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die beste u10 Spielerin in unserem (Bundes)land? Wir nahmen die Partie Lotte Nönnig (Schachzwerge Magdeburg) gegen unsere Flora eher locker. Und das „Normale“ trat nach rund 90 Minuten auch ein: Flora gab, nach 25 Zügen, auf. Im starken, überlegten Angriffsspiel von Lotte verlor Flora zunächst drei Bauern. Durch eine Springergabel hätte sie dann die Dame verloren. Und wieder eine Partie zum Lernen. Das tränendurchtränkte Taschentuch nehme ich in mein Schachmuseum auf.
Auswertung auch mit der Landesmeisterin Martha Börner (SV Eintracht Tangerhütte). Sie hatte Königsgambit von Felicitas Hendler (SV Unna 1924) aus NRW bekommen und verteidigte den f- Bauern leider mit 3. …g5, was man wohl nicht machen soll, denn es hatte negative Folgen für die weitere Partie. Dazu kamen kleinere Fehler. Versuchte dann die frühere Schachzwergin etwas aufzumuntern.
Julian bekam Volodymyr Ishcenko (Delmenhorster SK von 1931), Landesverband Bremen, als Gegner. Ständig im Angriff mit frechem h- Bauern und die eingestellte Dame des Spielers aus dem Landesverband Bremen brachten einen schnellen Sieg durch sofortige Aufgabe nach 25. Sxc7.
Vor der Runde lud der Delegationsleiter zum Gruppenfoto der Teilnehmer von Sachsen-Anhalt. Wohl aber ohne Gustav Polzin, der abgereist sein soll?? Merkwürdig.
Die Bilanz von Sachsen-Anhalt ist dennoch sehr durchwachsen schlecht bei Halbzeit. Die Hoffnungen mal wieder auf zwei Mädchen: Laura Rössling (Platz 3 in der u12w) und Anastasia Voigt (Platz 7 in der u16w). Ansonsten keiner unter den ersten Zehn.
In Runde 7 übernahm Martha Börner einfach die Gegnerin von Flora aus Runde 5, Linea Rhein. Und sie machte vor allem eines: fast wohltuend langsam spielen. Ihr Onkel bezeichnete es als „komplexe Stellung“ und traf damit den Nagel auf den Kopf.
Flora hingegen wirkte bei ihrer Niederlage gegen Emma Tiuca (SG Trier 1872) überraschend gefasst und sprach von einer „übersehehenen Kombi nach en passent Schlagen.“ Doch das stimmt nur bedingt, weil sie sich, im 23. Zug, beim Abtausch von Dame (die sie nur ungern tauscht, aber manchmal muss man das!), gleichfarbigen Läufer und einem Turm etwas verrechnete und mit Turm weniger ins Endspiel ging. Dieses lautete Springer gegen Turm mit zwei Bauern weniger. Vorher war es sonst wohl Remis nachdem sie, nach gutem Beginn, sogar einen Bauern mehr hatte. Schade, zwei Niederlagen heute.
Schwere Aufgabe auch wieder für Julian, der hier trotzdem gutes Schach spielt.
Und was für ein Nachmittag! Man würde es Konferenzschaltung nennen, was zwei Stunden lang, gemeinsam mit Thomas Mehlhase bei mir ablief. Zwischen den Partien von Martha und Julian schalteten wir immer hin und her. Speziell die Partie von Martha war unglaublich aufregend. Zunächst war ein Endspiel Springer gegen Läufer, wobei Martha den Springer und einen Bauern weniger hatte. Doch der Springer hielt den Läufer und zwei Freibauern sozusagen im Schach. Wohin führte der Weg der Könige? Wie würde der Kampf am Königsflügel ausgehen? Hier hatte Martha einen Bauern mehr. Beide riskierten alles. Plötzlich hatte Martha eine neue Dame, dafür standen aber drei weiße Bauern auf der 7. Reihe. Zwei konnte Martha fangen, aber es kam eine weiße Dame und der f- Bauer war ja auch noch da. Nach über drei Stunden musste Martha die Damen tauschen und verlor dann das Dameendspiel nach großem Kampf
Und auch bei Julian gegen David Teng (Düsseldorfer SV 1854) wurde tolles Schach geboten! Julian verlor bei einem Abtausch auf d5, den er selbst provoziert hatte, zwei Leichtfiguren gegen einen Turm. Ab diesem Moment (21. Zug) wuchs der Druck auf die schwache Königsstellung. Der Düsseldorfer spielte das sehr kreativ und nach einer Fesselung auf e5 im 34. Zug verlor Julian noch einen Turm gegen einen Springer und danach war die Stellung nicht mehr zu halten. Julian gab, im 43. Zug, auf.
Analysiert wurde dann mit Martha bis es wirklich nicht mehr ging. Ein Super Nachmittag oder Abend, der Appetit macht auf mehr solche Partien, trotz dreier Niederlagen.