Wie ein Aufsteiger-überraschendes Spielergebnis

Der fünfte Spieltag brachte uns ein Heimspiel gegen die dritte Mannschaft des SV Merseburg ein. Wir stellten uns auf einen spannenden Wettstreit ein, da der Gegner laut DWZ ebenbürtig oder sogar leicht besser aufgestellt war. Glücklicherweise konnten wir in Bestbesetzung antreten. So gab Ferdinand sein Saisondebüt an Brett 1, Christian, Matteo, Julian S., Moritz und Huangjia folgten an den weiteren Brettern. Beim Eintreffen im Spielraum war dieser bereits am Vortag von Sven „eingedeckt“ worden und somit perfekt vorbereitet. Vielen Dank dafür.

Nach ca. einer Stunde Spielzeit deutete sich der erwartet spannende Wettstreit noch immer an. Es waren an allen Brettern ausgeglichene Stellungen entstanden. An Brett 3 konnte sich Matteo mit den schwarzen Figuren einen kleinen Stellungsvorteil erspielen, er platzierte einen Läufer auf d3 und verhinderte damit erst einmal die gegnerische Rochade. Das permanente Kopfschütteln seiner Gegenspielerin Christina Radde ließ auch erahnen, wie unzufrieden sie mit der eigenen Stellung war. An Brett 4 konnte Julian S. ebenfalls einen Bauern gewinnen. Am Spitzenbrett gewann Ferdinand durch eine schöne Kombination mit einem Leichtfiguren Scheinopfer einen Bauern und natürlich auch die Leichtfigur zurück. Wenig später war dann schon die erste Partie zu Ende. An Brett 2 einigte man sich in ausgeglichener Stellung nach anderthalb Stunden auf Remis, Christians erste Punktausbeute für unseren Verein. Ferdinand ergatterte im weiteren Spielverlauf einen zweiten Mehrbauern und konnte auf ein vorteilhaftes Endspiel blicken.
Nach ca. 2 Stunden Spielzeit sollte sich am letzten Brett Erstaunliches zutragen. Ein absoluter Knaller. Huangjia hatte mit den weißen Figuren die mit Abstand schwerste Aufgabe an diesem Tag. Er spielte gegen Thomas Hegenbarth mit einer beachtlichen DWZ von 1707, wohlgemerkt am letzten Brett, mal eben 300 Punkte DWZ-Unterschied. Huangjia spielte eine sehr ruhige und überlegte Partie, er wusste wohl auch nichts von der scheinbaren Überlegenheit seines Gegners. Er verbesserte seine Stellung kontinuierlich und schaffte es mit der Dame in die Stellung des Merseburgers einzudringen und Druck auf den unrochierten König auszuüben. Es erfolgte ein Schachgebot und dann sah man, dass auch Spieler mit einer DWZ von 1700 nur Menschen sind. Herr Hegenbarth bewegte den König in die falsche Richtung und gab sofort auf. Das Grundreihenmatt war unausweichlich und die Sensation perfekt. Gratulation an Huangjia, so ein Sieg gelingt einem nicht allzu oft. Zur Feier des Tages gab es im Spielsaal noch chinesische Bonbons für alle. Ab diesem Moment hatte ich auch irgendwie das Gefühl, dass heute nichts mehr schiefgehen kann. Erst recht als 10 Minuten später auch Ferdinand seine Partie erfolgreich beendete. Er hatte ein schönes Mattnetz geknüpft mit Turm, Läufer und Bauern. Kurz vor dem Matt gab sein Gegner auf. 2,5 : 0,5 für uns.
An Brett 5 entwickelte sich die Partie nun auch zu unseren Gunsten. Moritz konnte durch eine Fesselung zwei Bauern gewinnen und nach Abtausch der Türme ging er in ein gewonnenes Endspiel mit 7 gegen 5 Bauern. Das zu Beginn erwähnte Kopfschütteln von Frau Radde an Brett 3 ließ auch während des weiteren Partieverlaufs nicht nach. Matteo machte ständig Druck, stellte Drohungen auf und letztlich kamen aufgrund von zunehmender Zeitnot auch Fehler der Merseburgerin hinzu. So gewann Matteo sogar eine ganze Leichtfigur, weil Frau Radde offensichtlich nicht die Qualität geben wollte. Nach 3 Stunden gab sie schließlich auf. Auch Moritz gewann sein Endspiel durch Aufgabe und wir führten inzwischen 4,5 : 0,5. Den i-Punkt sollte Julian setzen. Er spielt an Brett 4 gegen Ekkehard Kühn eine sehr taktische Partie. Gefühlt stand Julian immer aktiver, sein Gegner verteidigte aber sehr geschickt über 3,5 Stunden. Die Partie endete durch Blättchenfall zu Gunsten von Julian in aussichtsreicher Stellung, weiterer Materialgewinn stand unmittelbar bevor. So endete der Spieltag kurz nach halb eins mit einem nicht erwarteten deutlichen 5,5 : 0,5 Erfolg. Ein Wahnsinns Ergebnis für uns, da passte alles. Durch die knappe Niederlage der Lettiner in Naumburg haben wir damit wieder die alleinige Tabellenführung inne. Mal schauen, ob es zu einem Showdown am letzten Spieltag in Naumburg kommt.
Markus Wähler