Der 3. Tag (25. März)
Da muss ja einiges los gewesen sein, bei der gestrigen Sitzung der Landesschachjugend. Auf Grund eines ausgeglichenen Blutdrucks war ich mal nicht dabei. Es wurden wieder alte Privatfehden ausgetragen, der Schulschachreferent abgewählt und die Mädchen Landesmannschaftsmeisterschaft mies gemacht. Ob was Konstruktives rausgekommen ist, ist leider nicht bekannt. Aber ich schweife ab.
Heute stand nur eine Runde auf dem Programm, es ist sozusagen Halbzeit und deshalb stand ein für mich sinnloser freier Nachmittag an.
Ich war zunächst bei den „Kleinen“ zu Gast und erlebte bei Malak gleich was Besonderes: die Orang Utan Eröffnung: 1. b4. Lange bei Turnieren nicht gesehen und gespielt von Malaks Gegnerin: Isabell Quauck (DWZ: 1465) von SK Dessau 93. „Danach können sich interessante Partien entwickeln…“, heißt es bei „Wikipedia“. Und: „Den Witznamen Orang-Utan-Eröffnung gab der Schachmeister Savielly Tartakower diesem Eröffnungszug, den er 1924 beim Weltklasseturnier von New York mehrmals anwandte. Laut Tartakower klettert der b-Bauer das Brett empor wie ein Affe einen Baum. Tartakower erzählte selbst, ein Besuch während des Turniers im New Yorker Zoo und die dortige Begegnung mit einem Orang-Utan inspirierten ihn zu der Namensgebung…“
Malak reagierte erstmal richtig und kam mir dann, nach 40 Minuten, auf dem Flur entgegen: „Ich habe gewonnen…“ Alles gut! Ihre Gegnerin hatte das Matt auf h2 mit Dame und Turm übersehen.
Überhaupt war heute Vormittag alles anders als sonst. 75 Minuten nach Rundenbeginn meldeten sich bei mir nacheinander 8 Siegerinnen und Sieger. Und es gab einen Skandal in der u14m.
Aber der Reihe nach: Nach Malak erschien Florian: „Ich habe gewonnen!“ Er begeisterte mich, angriffslustig sowieso, mit tollen Ideen, riskanten Opfern und vor allem mit einem Matt in 3 mit Superspringer und Superdame. Ricki Kühne gab nach 55 Zügen, einen Zug vor dem Matt, auf. Florian mischt nun ganz vorn mit.
Dann kam Flora. Ihr starker Angriff am Königsflügel endete mit einem starken Turmopfer gegen Angstgegnerin Naya Kuhlmann (VfL Gräfenhainichen) und dem schnellen Punkt und: „Ich habe gewonnen!“
„Ich habe gewonnen,“ meinte auch Ali gegen Timo Reimann (1. SC Anhalt). Bei entgegengesetzten Rochaden kam es zu einem Bauernendspiel mit je einem Springer. Allerdings mit drei verbundenen Mehrbauern für Ali. Und dieses Mal spielte Ali das stark zu Ende, nutzte eine Bauerngabel zum Figurengewinn und gewann, nach 55 Zügen, durch f1=D#.
Dann kam Luisa: „Ich habe gewonnen!“ Ja, wie denn gegen Clemens Krumbein (SF Hettstedt)? Ja, mit 7. Sxf7!! Das Mädchen schlägt zurück! Ätsch! 7. …Df8 8. Sxh8. Ab dem 20. Zug spielte sie mit zwei Figuren mehr und setzte, nach 38 Zügen, Matt. Damit erkämpfte sie, nach eigener Aussage den „ersten richtigen Punkt“ was ja auch stimmt.
Dann kam Lea: „Ich habe gewonnen!“ In der Partie der bis dahin punktlosen Mädchen war Lea gegen Luise Dulich deutlich die Bessere. Fast fehlerfrei, mit starken Schwerfiguren, fand sie ein interessantes (berechtigtes?) Dameopfer mit Matt (??) mit Turm und Läufer! Toll!
Dann war Sariana da. Nein nicht „ich habe gewonnen…“, sondern: „Meine Gegnerin ist nicht gekommen!“ Die Gegnerin hieß immerhin Svenja Hoffmann und somit bekam Sariana einen ganz wertvollen Punkt geschenkt in einem, schon seit Jahren brisantem Duell, dass ja in der u8w vor Jahren sogar mal im Blitz entschieden wurde, dieses Mal ohne Spiel in der u14w.
Julian Brückner war, nach 75 Minuten die/der achte, der sagte:“ Ich habe gewonnen!“ 8 aus 8 nach 75 Minuten, was für eine traumhafte Bilanz. Allerdings war Julians Sieg gegen Oskar Tomczyk (SK Dessau 93) wohl mehr ein Pflichtsieg für „höhere Aufgaben“. Der Dessauer gab, nach 17 Zügen, auf.
Unser zweiter Vertreter in der AK u12m, Philipp Kappler, erreichte ein beachtliches Remis gegen Piero Heidenreich (SF Hettstedt). Ich erinnere mich an interessante Partien der beiden beim Südharzcup. Von Anfang wurde in dieser Partie viel abgetauscht, doch nach 20 Zügen hatte Piero zwei, im Endspiel sogar drei Bauern mehr. Doch Philipp kämpfte und sein letzter (h)Bauer kam tatsächlich, kurz nach der schwarzen neuen Dame, ebenfalls zur neuen Königin. Philipp kassierte dann „ganz einfach“ die störenden restlichen schwarzen Bauern, erreichte den Dametausch auf b5 und zum Schluss waren nur noch die Könige auf dem Brett! So einfach ist das! Nach diesen 8,5 aus 9 nun zum Skandal in der AK u14m.
Während der DVM fand Ende Dezember 2023 in Samarkand in Usbekistan die Schnellschach-WM statt. Dort kam es in Runde 11 kam es zu einer schnellen Remiseinigung zwischen den beiden Russen Daniil Dubow gegen Jan Nepomnjaschtschi. So weit, so gut. Schnelle Remisvereinbarungen waren laut Reglement nicht verboten und geschahen vielfach bei diesen Weltmeisterschaften. Doch die beiden Weltklassespieler übertrieben es und erlaubten. sich einen Scherz. Dubow begann mit Sf3 und wanderte mit diesem zum Damenflügel. Nepomnjaschtschi tat es ihm mit seinem Königsspringer nach. Anschließend ließen sie die Damenspringer zum Königsflügel wandern. Nach 12 Zügen war wieder die Grundstellung entstanden. Dubow zog noch einmal Sf3 und bot remis an.
Warum schreibe ich das? Beim u14 Turnier in Osterburg versuchten Frederik Fiedler und Jacky Pham (USC Magdeburg) etwas Ähnliches.
Hier der Anfang der Partie (Notation laut liches.org und Originalzettel von Frederik): 1. Sf3 Sc6 2. Sg1 Sb8 3. Sf3 Sc6 4. Sg1 Sg8 5. Sf3 Sc6 6. Sg1 Sg8 ½ : ½ (Nach ca. 20 Minuten war somit wieder die Grundstellung entstanden). Frederik überlegte 9 Minuten am 1. Zug, Remis, (wegen dreifacher Zugwiederholung war es schon nach dem 5. Zug). Dann griff wohl Thomas Buntrock (USC Magdeburg) ein, ich war leider nicht vor Ort). Andrea Brüggemann nahm das Ergebnis zunächst an, zog dann aber den Hauptschiedsrichter, Roland Katz, hinzu. „Sie haben, nach der FIDE-Regel, nicht das Recht einzugreifen…“ soll sich Frederik noch geäußert haben.
In Samarkand passierte folgendes: zuerst wurde ein ½ : ½ in die Ergebnisliste eingetragen. Später wurde das Ergebnis vom Schiedsrichter auf 0:0 geändert. Dubow fehlte am Ende der halbe Punkt, um vielleicht Weltmeister zu werden.
In Osterburg traf Roland Katz genau die gleiche Entscheidung. Kein Punkt für beide.
Diese Entscheidung findet meine volle Unterstützung.
Fehlt Frederik der halbe Punkt am Ende (vielleicht) an Bronze!
Kurz vor Mittag gab es dann noch zwei Niederlagen für unseren Verein, allerdings mit FavoritInnensiegen. Annabelle hatte gegen Laura Rössling eigentlich gut begonnen, übersah dann aber eine vierzügige Drohung auf der Grundreihe und unterlag deutlich nach 34 Zügen.
Kevin traf auf Jason Beck (DWZ: 1786), SG Einheit Staßfurt. Da ich vom ihm keine Notationszettel bekomme, fehlen mir hier die näheren Informationen.
Am Nachmittag gab es ein Offenes Tandemturnier über 7 Runden mit interessanten Teams, viele unserer Kinder waren dabei. Hinter „Die Roten Meister“ verbargen sich zum Beispiel Luisa Winkler und Florian Bleuel. Und ich konnte erleben, wie Florian gerade die „Ziegenjäger“ aus Staßfurt mit Dame und Springer auf h7 Matt setzte, zum zweiten Sieg der beiden nach 5 Runden! „Hast Du gut gemacht“, lobte ihn seine Partnerin nach der Runde. Na, dann ist ja alles in Ordnung.