Drei Preise für den Roten Turm
Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Anika sind wir bei der BEM mit zehn statt elf Vereinsmitgliedern angetreten. Mitgespielt haben Markus Binnewies, Gerrit Geldner, Elias Jafarov, Michael Korostin, Huangjia Li, Oleh Ovchynnikov, Moritz Schameitat, Emrah Sen, Julian Swoboda und Sven Wusterhausen.
In Runde 1 musste Oleh sich direkt an Brett 1 setzen, um gegen den Erstgesetzen Edwin Fischer (DWZ 2202) zu spielen. Und überraschend lange hat Oleh hier mitgespielt, konnte aber leider keinen Punkt mitnehmen und verlor die Partie.
Elias, mit 809 DWZ auf Startrang 73/76, musste gegen Ben Härtel (1409) ebenfalls eine Niederlage hinnehmen.
Auch mit den schwarzen Steinen konnten Moritz gegen Moritz Schumacher (1007), Michael gegen Richard Sniegowski (1462) und Sven gegen Raul Brunen (1484) nicht zu einem Punkt gelangen und verloren.
Emrah mit Schwarz schaffte einen Sieg gegen Oliver Barfeld (1092) und auch Markus gelang es Enrico Kalliwoda (1588) einen Punkt abzunehmen.
Mit den weißen Steinen gewannen Gerrit gegen Frank Große (1709), Julian gegen Maximilian Kautz (1262) und Huangjia gegen Konstantin Steinäcker (777).
Also gewannen fünf von uns ihre erste Partie. Im beschleunigten Schweizer System ist vieles möglich und die zweite Runde hatte für unsere Mitglieder einige schwere Aufgaben.
Der zweite Tag
Zunächst konnte Gerrit gegen Oskar Stiehler (1547) mit Schwarz gewinnen und weil sich das Spitzenbrett remis getrennt hatte (Edwin Fischer gegen Gustav Polzin, Bezirksmeister 2023), rückt Gerrit in der Tabelle sehr weit vor und hatte echte Chancen das Turnier zu gewinnen. Markus Binnewies schaffte gegen Sascha Knabe (1977) ein Remis.
Julian musste mit Schwarz gegen Jens Reckner (1760) antreten. Da klar war, wie Jens eröffnet (1. d4, .. 2. Sf3, … 3. Lf4), hat sich Julian etwas überlegt, um ihn mit seiner gewohnten Eröffnung zu überrumpeln. Das Spiel wurde zäh und am Ende trennten sich beide remis mit ausgeglichenem Material. Emrah musste mit Weiß gegen Hans-Jörg Liedmann (1724) spielen. Auch hier wurde sich auf Remis geeinigt. Markus, Julian und Emrah nun mit 1,5 Punkten.
Huangjia musste mit Schwarz gegen Jörg Fischer (1636) spielen. Eine machbare Aufgabe, am Ende bleibt eine geschlossene Stellung auf dem Brett, ein ungenauer Königszug von Huangjia ermöglichte eine Fesselung und das Aufbrechen der Bauernketten, was dann zum Verlust führt und nach 4,5 Stunden und 86 Zügen gab Huangjia auf.
Moritz konnte gegen den vormaligen Gegner von Emrah ebenfalls gewinnen und erlangte seinen ersten Punkt in dem Turnier.
Michael spielte gegen Heiko Hoffmann (1450) und das ist nicht so einfach, doch am Ende wurde sich hier auf Remis geeinigt. Der erste halbe Punkt für Michael. Sven hatte Weiß gegen Roland Steinäcker (keine DWZ) und probierte seine neue Eröffnung aus. Der Gegner war mit dieser Strategie völlig überfordert, griff an und verlor seine Dame und noch eine weitere Figur. Kurz darauf gab er auf. Am Brett daneben hat Elias in der Eröffnung nicht richtig fortgesetzt und verlor direkt seine Dame gegen den vorherigen Gegner von Julian. Kurz darauf war die Partie vorbei. Oleh hatte mit Schwarz gegen Hartmut Kettmann (1454) überhaupt keine Schwierigkeiten und gewann.
In der dritten Runde saß Gerrit an Brett 3 gegen Titus Wabersich (1412) und von der Zahl her sollte das ein selbstverständiger Sieg sein, doch der Gegner ist deutlich unterbewertet. Trotz aller Bemühungen endete diese Partie Remis. An Brett 8 spielte Emrah mit Schwarz gegen Gustav Polzin (1939) und sehr lange war die Stellung ausgeglichen. Emrah versuchte etwas, ein Fehler, und sein Gegner nutzte diese Ungenauigkeit aus und gewann die Partie. Emrah ärgert sich darüber, hatte er doch Chancen auf Remis. An Brett 10 unterlag Julian mit Weiß Alexander Schmidt (1890). Markus an Brett 11 hat ebenfalls Schwarz gegen einen Jugendspieler vom USV, David Rogozhin (1324), allerdings nahm Markus den Punkt mit in einer Partie, die für Markus keine Schwierigkeiten darstellte.
Oleh an Brett 18 sorgte bereits nach nicht einmal 5 Minuten für freudige Unruhe im gesamten Spielsaal, denn als es unglaublich still war, hörten alle, wie Marco Swenty (1349) sagte: Ich gebe auf. Ein Blick aufs Brett zeigte auch eine deutliche Verluststellung, aber materiell war hier noch nicht so viel passiert. Vielleicht ein wenig zu früh, doch es sorgte für vielerlei Schmunzeln und Oleh nahm hier das „Schweizer Gambit“ (eine Floskel, wenn die erste Runde verloren geht und danach vermeintlich leichtere Gegner zugelost werden) wörtlich und schließt zu den vorderen Plätzen auf.
Huangjia verlor mit Weiß gegen Lieven Sandler (1583) und erlitt am zweiten Tag somit seine zweite Niederlage. Michael und Elias hatten beide in Runde 3 extrem schwere Gegner zugelost bekommen. Michael musste mit Schwarz gegen Lukas Schadeberg (1698), ebenfalls vom USV, antreten und Elias gegen den erfahrenen Jürgen Rudolph (1589). Beide verloren die Partien.
Einen ebenfalls starken Gegner erwischte Moritz, der an Brett 16 mit Schwarz gegen René Kern (1790) vom Reideburger SV verlor.
An Brett 22 musste Sven gegen Jessica Meyer (1623) spielen. Letztes Jahr, in Runde 5, konnte Sven mit Weiß triumphieren, doch dieses Mal waren die Farben getauscht. Wir wissen nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund hatte Svens Gegnerin Angst (ihre Worte), vielleicht auch weil die Eröffnung (1. a3, … 2. b4) im Verein bekannt ist. Die Partie war alles andere als logisch aufgebaut. Sofort wurde er am Damenflügel attackiert und auf einmal opferte die Gegnerin einen Springer für einen Läufer-Dame-Angriff Richtung g7 und h8. Aber Sven hatte das vorher berechnet und wusste, es würde nicht funktionieren. Ein Springerzug mit Gabeldrohung auf König und Dame verhinderte ihren Versuch einen Turm zu gewinnen und nach einigen Abtauschen war das Endspiel mit 2 Bauern+Läufer+Turm gegen 4 Bauern+Turm zwar objektiv gewonnen, aber nicht so einfach fortzusetzen. Mit strategischer Präzision vereinfachte Sven die Stellung, gewann einen Bauern, tauschte dann die Türme, doch die Aufgabe war es nun, mit dem König zu den gegnerischen Bauern zu laufen. Jessica Meyer wusste, wie sie das verhindern muss, und nach reichlicher Bedenkzeit erkannte Sven einen erzwungenen Plan und setzte diesen nach 27 Zügen ohne Bauern- oder Schlagzug um. Es war die längste Partie in der Runde und die Gegnerin gab auf.
Übersicht nach 3 Runden:
2,5 Punkte: Gerrit und Markus
2 Punkte: Oleh und Sven
1,5 Punkte: Emrah und Julian
1 Punkt: Moritz und Huangjia
0,5 Punkte: Michael
0 Punkte: Elias
Runde 4: An diesem Sonntag hatte Elias die Vormittagsrunde spielfrei. Er konnte also ausschlafen um frisch in die Nachmittagsrunde zu gehen. Michael musste gegen Joachim Ruhs (1383) spielen. Michael mit Weiß muss hier lediglich geduldig spielen und wenig Fehler machen. Das gelang auch und er bekam den vollen Punkt. Moritz hatte ebenfalls Weiß an Brett 23 und gegen Oliver Seidel (1824) ist das alles andere als leicht. Es scheint auch nicht das Turnier von Moritz zu sein. Vielleicht zu hoch motiviert durch seine 5 Siege in Folge in der Bezirksliga wird er hier auf den Boden der schachlichen Tatsachen zurückgeholt und verlor die Partie.
Thomas Graupner (1683) war der nächste Gegner von Huangjia, der vorher noch einen netten Plausch gehalten hat über den Ruhestand, den schachlichen Einstieg erst mit 35 Jahren und seine vergangene Schlosserkarriere. Aber sei’s drum, Huangjia ließ sich von diesen Anekdoten nicht mitreißen und übte direkt zu Beginn enormen Druck aus und mit einer Springergabel auf Dame und Turm gewann Huangjia hier eine Figur und auch mit weniger Bauern ließ sich das Spiel nicht mehr drehen. Huangjia gewann mit Schwarz!
Emrah an Brett 19 hat sich von seiner vorherigen Niederlage erholt und mit Weiß schafft er einen beeindruckenden Sieg gegen Dieter Stricker (1679), während am Nachbarbrett Julian sich mit Schwarz gegen Lukas Schadeberg (1698) vom USV stellen muss. Nach einigen Ungenauigkeiten auf beiden Seiten endete diese Partie Remis.
Oleh hatte an Brett 12 gegen Hagen Kruspe (1577) wieder einmal keine großen Schwierigkeiten und holte sich seinen dritten Punkt.
An Brett 14 spielte Sven mit Weiß gegen Christopher Gregory (1760), einen Londoner, der beim SC Rote Rüben Leipzig spielte. Aus der Eröffnung heraus gewann Sven einen Randbauern, musste sich aber mit der offenen Turmlinie beschäftigen. An sich kein Problem, doch ein viel zu schneller Bauernzug öffnete dem Gegner die lange weißfeldrige Läuferdiagonale, was am Ende zum Matt führte. Besser für Sven wäre es hier gewesen noch den anderen hängenden Randbauern zu nehmen, aber so wurde „die Kuh“ an den Hörnern gepackt.
Markus stelle sich, nach Emrah nun der Aufgabe, Gustav Polzin vom USV eine Lektion zu erteilen oder zumindest seine Turnierchancen zu minimieren. Aber aus irgendeinem Grund sah Markus hier Angriffsmotive, die nicht existieren. Ein freier Bauer für Gustav reichte aus, um die Partie zu gewinnen. Remis war drin. Schade.
Gerrit spielte nun an Brett 4 und musste sich mit Schwarz Jan-Niklas Phenn (1916) stellen. Der Gegner machte viel Druck im Zentrum und mit den offenen Linien war das schwer zu verteidigen. Gerrit war sehr eingedrückt, aber der Gegner machte Fehler und Gerrit bestrafte diese gnadenlos und gewann die Partie am Ende mit deutlich mehr Material.
In der letzten Runde durften wieder alle vom Roten Turm spielen und Anika war vor der Runde erschienen, um Fotos zu machen.
Durch die spielfreie Runde hatte Elias nun einen Punkt und bekam damit auch potenziell stärkere GegnerInnen. Hartmut Kettmann (1454) war sein Los und dieser darf auch noch beginnen. Elias will es aber wissen und schaffte es, die Partie Remis zu halten. Beeindruckend!
Ebenfalls mit Schwarz, ebenfalls beeindruckend und ebenfalls Remis, hatte Michael, der gegen Hans-Jörg Liedmann (1724) spielte, seinen insgesamt zweiten Punkt geholt.
Sven hatte durch das Schlagen eines mattvergifteten Bauern die Partie eindeutig verloren. André David Paul (1552) sah das Matt in 1 nicht. Sven bot noch mal Remis, kurzes Lachen, aber dann doch Matt.
Moritz musste in der letzten Runde gegen Henrik Holke (keine DWZ/Elo) ran. Der Gegner hatte die erste Runde spielfrei und sonst alle Partien verloren. Es ist ja schon erwähnt, dass es nicht Moritz sein Turnier ist und auch diese Partie verlor er. Kopf hoch, kann ja nur besser werden.
Julian durfte gegen Gerrits Gegner aus Runde 1 spielen. Und auch Julian hat Weiß, doch am Ende reichte es nur zum Remis.
Markus spielte ebenfalls gegen einen Gegner, den wir schon aus Runde 1 kennen. Dieses Mal war es der Gegner von Michael. Markus, dessen Frau an dem Tag Geburtstag hatte, spielte hier Remis. Alles Gute nachträglich!
Emrah hatte in der letzten Runde ein schweres Los mit Andreas Richter (1859) und dann auch noch mit Schwarz. Emrah muss sich hier leider geschlagen geben.
Ein noch schwereres Los hatte Oleh, der gegen den amtierenden Landesmeister von Sachsen-Anhalt, Daniel Ahmed (2142), mit Weiß auf den vollen Punkt spielte. Im Vorfeld hatte mir Daniel Ahmed verraten, dass er in all seinen Partien bisher in der Eröffnung einen Bauern gewonnen hat. Und auch Oleh verlor einen Bauern. Das Spiel ging sehr lang und nach 40 Zügen hatten beide nur noch ihre weißfeldrigen Läufer und Oleh musste mit 2 gegen 3 Bauern antreten. Nach zweifacher Stellungswiederholung einigten sich beide auf Remis. Eine starke Partie von Oleh, die nicht einfach zu spielen war.
In der letzten Runde waren gleich 8 TeilnehmerInnen mit 3,5 Punkten aufeinandergetroffen und das hielt die Spannung unglaublich hoch. Tabellenerste Margarethe Wagner gegen Setzlistenersten Edwin Fischer, Aaron Gröbel gegen Titus Wabersich, Gustav Polzin gegen Axel Moser und unser Gerrit gegen Tina Kümmel (1737). Nachdem an Brett 2 Aaron gewann und an Brett 3 Axel Moser ebenfalls schnell gewinnen konnte, schien es auch für Gerrit langsam aber sicher nach einem Sieg auszusehen. Nach und nach gewann er einen Bauern nach dem anderen und auch wenn es nur noch Leichtfiguren auf dem Brett gab, ließ Gerrit nichts anbrennen und seine Gegnerin gab vorher auf. Alle schauten also auf Brett 1, doch da gab es ebenfalls nur noch Leichtfiguren und auch wenn Edwin Fischer hier einen Bauern mehr hat, so blieb ihm am Ende nur noch ein Randbauer und die Partie ist remis. Das bedeutet, lediglich 3 SpielerInnen haben 4,5 Punkte erreicht und die Feinwertungen entscheiden über den endgültigen Tabellenrang.
In der ersten Feinwertung erreichte Aaron Gröbel den Vorzug vor Axel Moser und Gerrit Geldner, aber diese beiden liegen dort gleichauf und so entscheidet die zweite Wertung, dass Axel Moser in der Buchholzsumme einen Punkt mehr als Gerrit hat. Somit wird Gerrit Dritter im Turnier und Vizebezirksmeister.
In den DWZ-Kategorien u1900 belegt Oleh Platz 2 und in der Kategorie u1500 wird Huangjia Zweiter.
Neuer Bezirksmeister ist Aaron Gröbel von den Schachfreunden aus Hettstedt, der sich seinen Titel wieder zurückholen konnte, neue Bezirksmeisterin ist Jessica Meyer von SV Motor Zeitz. Herzlichen Glückwunsch.
Noch mal zur Übersicht:
4,5 Punkte – Gerrit
3,5 Punkte – Oleh
3 Punkte – Markus, Huangjia
2,5 Punkte – Julian, Emrah
2 Punkte – Sven, Michael
1,5 Punkte – Elias
1 Punkt – Moritz
In der vorläufigen DWZ-Auswertung ist der deutlichste Gewinner Michael, der voraussichtlich 115 DWZ bekommt.
Alle anderen bekommen ebenfalls DWZ dazu, bis auf Markus und Moritz, die ein wenig verlieren.
Es war ein gut organisiertes Turnier ohne Zwischenfälle. Vielen Dank an Nico Markus und Andreas Domaske sowie alle weiteren HelferInnen vor Ort.
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Sven Wusterhausen