Zwischen Jubel und Enttäuschung und Systemkritik
Was bereits im Vorfeld dieser Landesligasaison u12 in Sachsen-Anhalt passierte kann man nur als unglaublich, fast schon skandalös bezeichnen. So zog der „größte Fan“ dieses Spielsystems kurzfristig seine beiden Mannschaften zurück, danach erfolgte die Auslosung für die 10 verbleibenden Teams für Runde 1. Unsere Mannschaft bekam den SK Dessau 93 zugelost. Doch in der Nacht vom 26. zum 27. Oktober wurde neu ausgelost. Es gab wohl einen DWZ-Fehler bei einer Mannschaft. Komisch, warum wurde dieser Fehler nicht früher gefunden?? Nun ist den meisten bekannt, dass ich schon immer kein Freund dieser neuen Landesliga u12 bin. Grund sind nicht nur lange Reisewege wie für Dirk Michael, sondern, dass wir zum Beispiel seit Jahren kein Heimspiel mehr haben, immer reisen müssen. Auch das Schweizer System mit 6 Runden für 10 Mannschaften und dass die Runden 2, 4 und 6 praktisch anonym sind, dass diejenigen benachteiligt sind, die lange spielen (wegen der Unruhe in den großen Sälen und den langen Pausen für die Schnellspieler – die letzten Spieler im Saal sind fast immer unsere Kinder!) und anderes. Dass vieles eben nicht rund ist, zeigte sich auch an diesem ersten Spieltag in Tangerhütte. Unumstritten: der Gastgeber gab sich viel Mühe und weil es scheinbar zu wenig u12- Spieler waren, legte man noch ein Bezirksliganachholespiel u16 und ein Ausscheidungsspiel u10w in den Spielsaal.
Also nicht gegen Dessau, sondern gegen den USV Halle II in Runde 1 und mal wieder mit Knut Meurer (Brett 4). Knut war sehr schnell unterwegs, hatte am Ende, nach 45 Minuten, 1.36 auf der Uhr, musste, in einer Chaospartie zunächst eine Mattdrohung abwehren und bekam früh die Dame geschenkt, die Knut einfach, am Dameflügel einfing, Nach 41. Zügen kam das Matt und die Führung. Nur wenig später gewann Malak mit Matt mit Springer und Dame und klarem Plan. Und auch Julian, gegen Georg Rogozhin, hatte nach 12 Zügen schnell eine Figur mehr und im folgenden Bauerendspiel + Mehrfigur war er klar der bessere und nach 75 Minuten führte unser Quartett mit 3:0.
Bei Flora war es kompliziert. Sie hatte schon zur Eröffnung gegen Theobald Köhler zu viel zugelassen, ein starkes weißes Zentrum war entstanden und nach 75 Minuten war nicht eine Figur geschlagen. Schon nach einer Stunde hatte sich der Saal merklich geleert, nach anderthalb Stunden liefen nur noch 4 Partien. Es war das letzte Paar, das spielte. Und dann der „Black-out“ beim USV Spieler, die eingestellte Dame nach Wegzug eines gefesselten Springers (Das Damegeschenk vom USV merken wir uns). Nach genau drei Stunden Kampf in einer niveauvollen Beispielpartie für die u12 setzte Flora, ebenfalls mit Springer und Dame Matt.
Kurze Pause, Neuauslosung für Runde 2. Und dann die Kunde: Gegner in der 2. Runde ist der USV Halle I. Da fährt man zweimal 140 Kilometer um zwei Stadtduelle zu spielen. Übrigens gab es in dieser Runde noch ein zweites Stadtduell: Schachzwerge Magdeburg, dem Titelverteidiger gegen USC Magdeburg (0:4!!) mit Schäfermatt, übersehenem Matt in 1 und anderen verwunderlichen Sachen.
Aber zurück zu unserer Mannschaft und ich hatte gewarnt, dass wir jetzt gegen die bessere Erste spielen. Knut muss da einiges nicht verstanden haben, ging gegen Bela Sander wieder hohes Tempo, obwohl es schon zur Eröffnung (angenommenes Damengambit) oftmals schwierige Entscheidungen zu treffen gab. Trotzdem war nach 13 Zügen zunächst alles Ordnung (Belas König stand auf f6!). Und im weiter hohen Tempo häuften sich nun Knuts Probleme (Doppel- und Minderbauer und ein gefesselter Springer). Nach zwei eingestellten Figuren war es nach 35 Minuten vorbei. Stand auf Knuts Uhr: 1.35? (Start ist bei 1.30).
Dieser Auftakte steckte besonders die Mädchen an, die gegen starke USV-Spieler von Anfang an unter hohen Druck gerieten. Flora hatte gegen Matteo Pietracito (zur NDVM noch klar 1:0) gut begonnen und überlegt, war immer im Plus und stand, meiner Meinung nach, nach 23 Zügen auf Gewinn. Doch dann stellte sie im 25. Zug einzügig die Dame ein, gab dann sofort, nach einer Stunde, auf und war untröstlich.
Doch der Wettkampfverlauf mit der schnellen Niederlage von Knut hatte natürlich den Druck auf die anderen erhöht und nach der langen, anstrengenden ersten Runde muss man Flora diesen Fehler auch mal verzeihen.
Malak und Julian kämpften nun, am Ende allein mit ihren Gegnern im Saal (die meisten waren längst zu Hause) um das Unentschieden. Malak hatte gegen Johannes Richter eine komplizierte Stellung auf dem Brett, spielte aber mutig und stand nach 26 Zügen sogar mit 1,35 im Plus und schien alles im Griff zu haben. Doch zwei falsche Entscheidungen und ein falscher Abtausch öffnete ihrem Gegner alle Tore. Irgendwann fand Malak keine Lösungen mehr gegen den Angriff von Johannes Richter, der die Königsstellung mit allen Schwerfiguren attackierte. Sie verlor Material und nach zwei Stunden war der Wettkampf endgültig verloren.
Die interessanteste Partie war die letzte des 1. Spieltages: David Rogozhin gegen Julian Brückner. Hier wurde schnell und viel abgetauscht. Doch plötzlich musste Julian ja gewinnen und sein Gegner bot eine Glanzpartie. Im Endspiel blieben je 6 Bauern und je ein Springer. Julian war der leicht bessere, mit vielen Ideen und einem Freibauern (a). Doch David Rogozhin verteidigte sich klug und umsichtig und verdiente sich das Remis im „Springerderby“, das Julian im 64. Zug anbot. „Sollen sich Großmeister damit beschäftigen, ob es für Schwarz (Julian) gewonnen wäre…“ meinte Dieter Dorsch, der USV Betreuer, dem ich dann zum Sieg gratulierten konnte. Eine, trotz der Höhe (0,5:3,5), unglückliche Niederlage, mit etwas Enttäuschung und der Ursachensuche, denn vor 6 Wochen haben wir gegen eine ähnliche Mannschaft, mit einem anderen David, in Magdeburg mit dem gleichen Ergebnis gewonnen! Dumm gelaufen! Es liegt eben vieles am System!
VfL Gräfenhainichen heißt unser Gegner in Runde 3 am 8. Dezember.
Fotos folgen!