Landeseinzelmeisterschaften 2024 in Osterburg

Der 4. Tag (26. März)

Auf Sonne folgt Regen, heißt es und so war heute der Auftakt zur 5. Runde. Wettermäßig dominierte die Sonne in Osterburg. Spielerisch und punktemäßig war der Vormittag aus unserer Sicht eher mau.

Dabei standen morgens einige wichtige Partien an und das betrifft vor allem die örtlich getrennte AK u12. Julian traf auf David Fritzsche vom USV und Flora musste gegen Lotte mit Weiß ran.

Und es begann schon schlecht. Philipp Kappler, bisher so gut platziert, unterlag, nach 15 Minuten und nur 6 Zügen gegen Jakob Fuchs (Schachzwerge Magdeburg) nach übersehenem Matt in 1. Nach den durchweg guten Partien und positiven Ergebnissen für Julian gegen David, zum Beispiel in der Landesliga, verlief die Spitzenpartie hier vergleichsweise langweilig. Allerdings agierte Julian viel zu ängstlich und leistete sich, vor allem am Ende einige Ungenauigkeiten im Doppelturmendspiel. Nach dem Dametausch im 26. Zug sieht Shredder David lediglich mit 0,8 vorn, trotz Mehrbauer. Doch die letzten 5 Züge spielte David Fritzsche eben sehr stark und gewann durch Aufgabe.

In der vorletzten Runde gewannen wieder beide. Philipp siegte, mit starken Leichtfiguren und Dame und vielen Angriffsideen, auch ohne Rochade, gegen Marian Schwerdtfeger (1. SC Anhalt) und Julian hatte mit Trajan Altmann (SV Motor Zeitz) wenig Mühe und gewann, nach nur 19 Zügen, mit Matt (Dame + Turm auf der offenen e-Linie) nach groben Fehler des Zeitzers.

Florian

Florian

Eine punktlose 5. Runde gab es auch bei den Kleinen. Fabio Hahn attackierte unsere Luisa gar nicht fein nicht nur mit Figuren (und gewann sicher nach 48 Zügen) sondern auch mit nicht netten Worten. Hinterher tat es ihm leid und er entschuldigte sich später, nach seinem Sieg. Deutlich überlegen, allerdings erst im Bauern- Turmendspiel, war auch Darius Rümpler (SF Hettstedt) gegen unseren Florian. Florian hatte nämlich bis dahin sogar einen Bauern mehr und ließ sich dann in drei Zügen drei Bauern wegnehmen. Am Nachmittag muss eine völlige Verwandlung in Luisa und Florian vorgegangen sein. Luisa sammelte, deutlich überlegen, gegen Charlotte Trommershausen (SV Eintracht Tangerhütte) jede Menge Figuren ein und gewann ganz souverän durch Aufgabe. „Hat etwas Glück gehabt…“ meinte der Trainer von Charlotte. Finde ich ganz und gar nicht. Eine starke Partie von Luisa, aber mit 1. …e5. Und Florian begeisterte mich mit seiner bisher besten Partie hier gegen Stefaniia Goncharenko (Schachzwerge Magdeburg), immerhin 11. der Deutschen Einzelmeisterschaft u8w 2023, mit tollen Ideen, Zügen und einem Mattplan auf die lange Rochade. Seine Gegnerin hatte Kb1 vergessen!

Nun zu den u12- Mädchen. Spannung lag über der Partie Flora gegen Lotte. Doch so richtig konnte Flora ihren Respekt vor Lotte nie ablegen. 20 Züge konnte sie gut mithalten, dann verbesserte die Magdeburgerin mit Läuferpaar und starken Schwerfiguren ihre Stellung und gewann nach 40 Zügen. Malak hingegen war, nach der Niederlage gegen Lotte, weiter erfolgreich und siegte heute zweimal. Zunächst gegen Nele Christoph aus Merseburg. Hier gewann sie mit einem kleinen Trick bereits im 16. Zug die Dame und mit einem Matt in 4 die Partie. Gegen Julia Kolditz (SF Hettstedt) fand sie im 30. Zug eine starke Springergabel mit Turmgewinn und im Turmendspiel setzte sie, nach 79 Zügen, auch Matt und lag damit, vor der letzten Runde sogar auf Platz 2. Doch auch Flora zeigte sich, nach der Niederlage gegen Lotte, „gut erholt“. In der Partie gegen „meinen Geheimtipp“, Nele Christoph, hatte sie im Bauerendspiel einen sehr wirkungsvollen Springer mehr, stoppte die weißen Freibauern und setzte, mit neuer Dame, dann im 67. Zug Matt.

Frederik

Frederik

Gehen wir eine Altersklasse höher. Hier gab es mit der Partie Jakob Nönnig gegen Mikhail Martemyanov (0:1) am Spitzenbrett praktisch eine „Entthronung des Titelverteidigers“. Frederik löste seine Pflichtaufgabe, mit Schwarz, gegen Nicolas Spieß (1. SC Anhalt) mit einem durchdachten Angriff am Dameflügel. Keine Pflichtaufgabe, sondern sehr spannend, war die Nachmittagspartie gegen Firdavs Komiljonov (USV Halle), zur BEM noch glücklich Remis. Frederik hatte ab dem 40. Zug zwei Mehrbauern, später sogar drei, musste aber einige schwierige Probleme lösen. Doch nach dem Turmtausch blieben diese drei Mehrbauern im Endspiel ungleichfarbiger Läufer, sehr sehr stark diese zwei Punkte nach der Skandalrunde. Schiedsrichter Roland Katz bei laufender Partie: „Der Junge kann doch richtig gut Schach spielen!“ Recht hat er.

„Ich hätte gewinnen können…“, meinte Ali nach der Partie gegen Jacky Pham und hatte damit recht. Nicht nur, weil er nach dem Remisangebot des Magdeburgers im 35. Zug mit 2,3 im Plus stand. Nach einer guten Partie hatte er einfach einen (Frei)-bauern mehr. Gegen Oskar Scharff (Schachzwerge Magdeburg) hatte er, in Runde 6, im Endspiel dann auch einen Bauern mehr, sein Gegner tauschte freundlicherweise die Türme und Ali erkämpfte den dritten Sieg!

Nur Siege gab es heute für Kevin Vuong, der die Superbilanz unserer Jungs abrundete. Zweimal mit Weiß gewann er zunächst gegen Lysander Aino Spring (SV Merseburg) und dann gegen Ansgar Luis Olek (SK Dessau 93). Lösbare Aufgaben ja, aber hier nicht selbstverständlich. In der Partie der 6. Runde waren er und der Dessauer die letzten Spieler im Saal in einer der längsten Partien der LEM von über fünfeinhalb Stunden bis 20.03 Uhr! Trotz vier Minusbauern wollte Luis Olek in ständiger Zeitnot (unter einer Minute) einfach nicht aufgeben. Ein großer Kampf von Kevin, den ich live verfolgen konnte, danke! Und: in der Landesliga hatte Kevin gegen diesen Gegner noch klar verloren!

Die Mädchen heute mal zum Schluss und auch hier gab es einige Höhepunkte. In Runde 5 erlebte Annabelle einen Glücksmoment gegen Amelie Stauch (SV Eintracht Tangerhütte). Während der gesamten Partie versuchte Annabelle das „Bollwerk Stauch“ mit vier Figuren und vielen Ideen zu knacken und verzweifelte fast im Kampf vor allem gegen eine starke schwarze Dame. Doch als diese, im 44. Zug, einmal nicht aufpasste und Amelie Stauch ein Bauernopfer annahm, jubelte plötzlich Annabelle mit 45. Dg8#! So habe ich sie selten erlebt nach einer Partie, das pure Glück und Erleichterung! Da war die Niederlage gegen Anastasia Voigt zu verschmerzen, die damit, eine Runde vor Schluss, als Landesmeisterin u18 feststand.

Etwas schmerzlich hingegen war sie schon die Niederlage von Sariana Hesse gegen Luise Funke (Schachwerge Magdeburg). Sariana übersah, im vorgezogenen u14w- Finale, im 17. Zug den verspäteten „Einschlag“ auf f7. Eine bis dahin ausgeglichene Partie kippte sofort und die Magdeburgerin gewann, durch Aufgabe, nach 24 Zügen, verdient. Erstaunlich ist, dass nach dieser entscheidenden Niederlage die Sternstunde von Sariana kam und das ausgerechnet gegen die noch amtierende u12- Landesmeisterin, Laura Marie Rössling (ebenfalls Schachzwerge Magdeburg). Hier lieferte sie der Favoritin einen großen Kampf, immer leicht passiv, aber absolut fehlerfrei, nutzte sie eine „Irrtum“ von Laura. „Ich dachte zuerst, der Zug geht nicht…“ kommentierte Sariana danach. „Ich habe lange überlegt und mich dann getraut!“ Was war geschehen? Der schwarze Turm hatte einfach mal die 8. Reihe verlassen und Sariana fand tatsächlich das starke Matt in 2 mit 31. Dc8+!!! Dame schlagen? 31. …Lxc8? Dann aber 32. Te8#. Was unsere Mädchen so alles können, unglaublich!

Weiter sehr schwer im Turnier hat es Lea Franke. Nach ihrem Sieg in Runde 4, gab es heute wieder zwei deutliche Niederlagen gegen Paula Lahne und Anna Dornheim (SG Aufbau/ Elbe Magdeburg).