Norddeutsche Vereinsmeisterschaft u12w in Prora (Tag 4)

2. Tag, 06.09.2025:

Ich hatte gestern, bei einem kleinen Abendspaziergang, noch eine Begegnung mit einem Häschen und konnte den großen gelben Vollmond beobachten. Aber deswegen laufe ich natürlich nicht draußen rum. Es gibt hier nämlich ein Problem: die Toiletten befinden sich nicht im Spielsaal. Die Mädchen müssen, wenn sie müssen, ins Haupthaus in die 1. Etage! Ich habe das mal ausgetestet. Ab gesehen, dass Betrugsmöglichkeiten Tür und Tor geöffnet sind, benötigt man 3-5 Minuten.
Nach dem Frühstück und dem Kampf um die Lunchpakete empfing uns die Morgensonne und es konnte endlich, nach ganz kleiner Vorbereitung für Flora und Malak, Schach gespielt werden. Und es geschieht weiterhin merkwürdiges. Die Elmshorner tauschen drei Minuten vor Rundenbeginn das erste und das zweite Brett? Mit Turnierleiter abgestimmt? Ja, aber nicht im Internet. Trotzdem begann der Wettkampf gut, auch wenn an den ersten beiden Brettern nun nicht die Vorbereitung aufs Brett kam. Am 3. Brett hatte sich die Gegnerin von Luisa entschieden, Russisch mitzuspielen. Nur, Luisa kennt Russisch (und auch die Falle) aus dem Training bei Herrn Schneidewind und so gewann sie, nach 5. Sc6+, schnell die Dame und wenig später auch noch einen Turm durch eine Gabel. Klarer Plan und Matt nach 45 Minuten und 27 Zügen brachte uns den ersten Sieg. Klar überlegen spielte auch Flora am Brett 1 gegen die nun neue Elmshorner Nummer 1, Sophie Victoria Vasilieva. Sie gewann, nach einer übersehenen Drohung ihrer Gegnerin (21. Dg3 Txd4 22. Sf6+) schon früh die Dame. Trotzdem dauerte die Partie noch lange 32 Züge und nach 70 Minuten setzte auch sie Matt und brachte die 2:0- Führung. Schwieriger gestalteten sich die Partien an den Schwarzbrettern. Zwar hatte Mathilda faktisch eine Figur mehr, aber sie musste zunächst den weißen Angriff am Königsflügel verteidigen. Auch Malak hatte so ihre Probleme mit Viktoria Bräutigam (u10) und verbrauchte für sie ungewöhnlich viel Bedenkzeit. Doch am aufregendsten war der Schluss bei Mathilda. Ihre Gegnerin opferte zunächst einen Bauern und dann einen Turm auf g6, um mit Dame und Läufer Matt zu setzen. Doch plötzlich konnte auch Mathilda zweimal einzügig Matt setzen, wehrte aber zunächst den Mattangriff ab und kam dann, im 46. Zug, nach über zwei Stunden zum Erfolg.

Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich Malak schon aufgegeben, bei weniger als 14 Minuten für 15 Züge. Doch während ich mit Mathilda auswertete, kam sie plötzlich mit: „Ich habe gewonnen!“ Wie jetzt? Malaks Partie, vor allem der Schluss, ähnelte der von Mathilda. Ihre Gegnerin opferte einen Turm auf f6, um auf h6 Matt setzen zu können, übersah aber das Grundreihenmatt im 28. Zug. 4:0 zu Auftakt nach zweieinhalb Stunden, ganz gut.
Dann allerdings kam etwas die Ernüchterung.

SVRT - Schachzwerge

SVRT – Schachzwerge

Nächster Gegner: die an Nummer 1 gesetzten Schachzwerge Magdeburg, die gerade die SF Hettstedt im ersten Landesduell knapp besiegt hatten. Und: gerade rechtzeitig erschien unser „bestelltes“ Maskottchen: Nelly Adelmeyer und Freund. Ein gutes Omen? Eigentlich ja. Hoffnungsträger vor allem die Bretter 3 und 4. Allerdings musste Nelly 40 Minuten nach Rundenbeginn wieder weg. Bis dahin war alles in bester Ordnung. Mathilda, mit Mehrbauern, wurde dann, kurz nach Nellys Verabschiedung, einzügig, mit Läufer und Dame, auf h2 Matt gesetzt. Auch bei Luisa, am 3. Brett, war irgendwie eine Leichtfigur verlorengegangen (sie hatte vorher ein starkes Läuferpaar). Ergo, Nelly hätte dableiben müssen. Das Endspiel von je vier Bauern und einem weißen Springer war für Schwarz (Luisa) nicht zu halten und nach einer Stunde lag die Mannschaft 0:2 zurück und der Druck auf die Spitzenbretter wuchs. 16 Züge ganz gut, dann konnte als erste Flora diesen Druck gegen Lotte Nönnig nicht mehr standhalten. Vor allem ihr freistehender König machte mir Sorgen und tatsächlich, Lotte fand das Matt in 2 nach exakt zwei Stunden, ich konnte gratulieren und der Wettkampf war verloren. Doch für unser zweites Brett begann der (Wett)Kampf jetzt erst richtig. Im Mittelspiel mit leichten Problemen gegen Mariia Litvinchuk kämpfte sie sich zurück. Im Endspiel hatten beide eine Dame, gleichfarbige schwarzfeldrige Läufer und je 5 Bauern. Nach dem Dametausch, der für Malak den Fall ins Minus brachte, war eigentlich endgültig „die Luft raus“. Ich hatte Flora als Mannschaftsleiter abgelöst und wartete eigentlich nur auf ihre Frage, Remis anbieten zu dürfen.

Nelly

Nelly

Doch die kam nicht, dafür kehrte tatsächlich unser „Maskottchen“ Nelly zurück und als sie dann im Spielsaal nach Malak schaute, ging noch einmal ein Rück durch die hochspannende Partie. Unmittelbar nach der Partie sagte mir Malak: „Ich wollte Sie eigentlich wegen Remis fragen, aber dann habe ich Nelly gesehen…“ Es war fesselnd, obwohl es ja eigentlich um nichts mehr ging. Malak kämpfte einen Freibauern nieder, der Läufertausch kam ihr entgegen. Fehlerfrei spielte sie mit den restlichen 3 Bauern und ihrem König. König-Bauer-König standen dann auf Patt, doch da war ja noch der schwarze h- Bauer mit Zugzwang, allerdings durfte man den nicht schlagen. Zwei Tempos mehr hatte Malak zum Matt, nach über 4 Stunden und 64 Zügen, eine große kämpferische Leistung und ich bin wieder mal sehr stolz, trotz der Niederlage gegen die Schachzwerge!