3. Tag, 07.09.2025:
Bei strahlendem Sonnenschein ging es in der Frührunde gegen SC Borussia Berlin, leider mit Farbwechsel, das heißt Flora hat am 1. Brett schon wieder Schwarz, und traf auf Maria Klymenko, die sie aus Willingen kennt. Etwas Vorbereitung war schon nötig gegen die eröffnungsstarken Berlinerinnen, immerhin an Nummer 2 gesetzt.
Und die Mannschaft war eine etwas andere als am Vortag. Während ich an einer Beratung zum Mädchenschach in Norddeutschland teilnahm, gewann Luisa Winkler ihre Partie am 3. Brett gegen Daria Nuzhnaia. Zu Beginn verwirklichte sie sehr gut eigene Idee und gewann einen Bauern. Dann jedoch kam der starke Gegenangriff der Berlinerin, der eigentlich spielentscheidend gewesen wäre, mit starker Idee mit den drei Schwerfiguren und Springer. Doch genau den stellte sie, im 22. Zug ein. Luisa entwickelte geschickte Gegenpläne um selbst Matt zu setzen. Der zweite Fehler ihrer Gegnerin (25. Tg4??) half da sehr. Luisa fand das Matt in 2 und brachte das Quartett in Führung. Nach einer Stunde spielten somit noch drei. Doch die Situation auf den Brettern war, sagen wir mal, nicht optimal. Nach circa zwei Stunden musste Flora kapitulieren und gönnte der sehr spielstarken Maria Klymenko (DWZ: 1692) noch ein Matt nach 50 Zügen. Ich habe danach mit beiden gesprochen und die etwas traurige Flora versucht zu trösten. Dann galt die volle Aufmerksamkeit Mathilda. Mathilda hatte zu Beginn eine Leichtfigur verloren, kämpfte aber vorbildlich und hielt dagegen. Ein Doppelturmendspiel, praktisch mit Minderbauern war auf dem Brett. Aber als zwei schwarze Türme auf der 2. Reihe standen, ein Freibauer auf b4 und ein eingesperrter weißer König+ zwei Türme, wollte ich die Partie schon abhaken. Doch ihre Gegnerin fand weder Lösungen, noch das Matt in 3. Im Gegensatz dazu wurde Mathilda immer frecher und das nach über drei Stunden. Dann jedoch schien die Gegnerin das Matt erkannt zu haben. Nur noch ein Zug: Tg2# (der zweite Turm stand auf h2, Kg1). Doch dann stellte ihre Gegnerin den h- Turm ein (mit Tc1+)! Unglaublich! Mathilda lächelte mich nur kurz an, kassierte den ersten Turm und wenig später noch Bauer, Läufer und den 2. Turm. „Deine gewinnt das Treppenmatt“, meinte Olaf Sill, der Berliner Trainer. Tatsächlich! Und das nach dreieinhalb Stunden! Für eine 9- jährige großartig!
Und dann wieder das „übliche“ Bild: die AK u12w ist fertig und es sitzen da: Malak mit Gegnerin (Alicja Szymil) und ein einsamer Trainer. Malaks Partie verlief recht ausgeglichen, aber sie hatte fast immer die Initiative und Freibauern. Natürlich beeinflusste Mathildas Sieg massiv nun auch das 2. Brett. Remis war das locker, vielleicht sogar, nach dem Dametausch, mit Berliner Vorteilen, weil Läuferpaar gegen Turm. Doch dann tauschte Malaks Gegnerin einen Läufer gegen einen Freibauern und was dann Malak mit diesem Endspiel und ihrem Turm machte, war einfach sehr stark. Sie tauschte letztlich den Turm gegen den letzten schwarzen Bauern und den Läufer und der weit entfernte König hatte keine Chance gegen Malaks a- Bauern. Es gab zwei verzweifelte Remisangebote, doch der Siegeswille von Malak war stärker (ich hätte ihr das auch nicht erlaubt). Nach 69 Zügen und wieder über 4 Stunden, gab Alicja Szymil (22. bei der DEM 2025, u12w) auf. Ein unglaublicher 3:1- Sieg für eine Mannschaft, mit der es Spaß macht und mit etwas Glück.
Es war „Berlin-Tag“ für unsere Mannschaft, denn der Gegner von Runde 4 hieß: SC Weisse Dame (Berlin), gesetzt an Startplatz 3. Unsere Mannschaft erwischte in dieser 4. Runde einen optimalen Start. Flora beherrschte die Partie gegen Frieda Helbig (DEM u10w 2025) sicher und fand ein schnelles Matt mit zwei Türmen. Ein wichtiger Sieg, vor allem für unsere umsichtige Mannschaftskapitänin. Die anstrengende Partie vor Vormittag wirkte bei Mathilda nach. Sie war schnell ohne jede Chance und unterlag nach 48 Zügen. Dann sah man eine vorbildlich kämpfende Luisa. Zunächst leicht im Nachteil, besaß sie im Endspiel einen Läufer und 6 Bauern, Schwarz einen Turm und vier Bauern. Ausgeglichen also. Wichtig war ein Freibauer auf der 6. Reihe, gedeckt vom Läufer. Luisa spielte frech, ärgerte den Turm, der auf diesen Freibauern aufpassen musste und spielte taktisch klug mit König und Bauern über drei Stunden. Zum Schluss war es aber nicht zu gewinnen, weil der schwarze König in der Ecke blieb. Ganze 30 Züge versuchte Luisa alles, dann fragte sie endlich vorsichtig und leise nach Remis (sonst wäre es Patt oder dreifache Zugwiederholung gewesen). Aber das Ende dieser Runde war nicht ohne. Auch Malak hatte vorher nach Remis gefragt. Ich riet Flora das zunächst abzulehnen und das Ende des 3. Brettes abzuwarten. Das erwies sich als völlig richtig, weil Malak das Geschehen am Nebenbrett natürlich mitbekam und beim Stand von 1,5:1,5 rechnen konnte. Ihre Stellung verbesserte sich, weil ihre Gegnerin plötzlich etwas riskierte. 20 Minuten nach Luisas kostbaren Remis führte Malak das Quartett zum zweiten Sieg an diesem Tag (2,5:1,5). Die Mannschaft liegt jetzt, hinter den Schachzwergen, auf Platz 2.
Ein Nachtrag zur Zusammenkunft wegen der Zusammenkunft zur „Förderung des Mädchenschachs in Norddeutschland“. Mir wurde dort mitgeteilt, dass ich auf Grund eines Beschlusses der Deutschen Schachjugend nicht starten darf, weil die Mädchen nur in einer NDVM spielen dürfen. Eine tolle Mädchenförderung muss ich schon sagen.
