Norddeutsche Vereinsmeisterschaft u12 2020 in Magdeburg

Der 3. Tag, 07. September 2020

Also wieder mal der HSK. Eigentlich eine ungerechte Auslosung eines bösen Computers. Der Hamburger SK hatte gestern 3:1 gegen Staßfurt gewonnen. Wir waren durch den klaren Erfolg auf Platz 6 mit 5:3 Punkten vorgerückt. Doch insgesamt 5 Mannschaften hatten 5:3 Punkte und ausgerechnet uns loste der Computer den verlustpunktfreien Spitzenreiter zu.
Es galt, gute, lange Partien zu spielen. Diese Vorgabe wurde zu mindestens von Marek gegen Luca Alexander Brandstrup (DWZ: 1464) nicht umgesetzt. 18 Züge in 25 Minuten, keine Rochade, schottischer Reinfall mit Lxc5 und insgesamt zwei Figuren weniger und die Partie am 3. Brett war sehr früh verloren. Und im Radio lief, wie zum Hohn, „We are the champions…“

Frederik

Frederik

Bei Frederik wuchs der schwarze Druck auf die offene Königsstellung, besonders auf der offenen h-Linie. Trotzdem kam unser Jüngster nach 50 Minuten und wollte Remis anbieten, was ich nicht erlaubt habe. Dann fragte Marek, ob er aufgeben dürfe, da wiederum habe ich nur kurz genickt. Nach einer Stunde führten die Hamburger mit 1:0. Während der sehr kritischen Analyse mit Marek klopfte plötzlich der Schiedsrichter, Nico Markus, an meine Tür: „Remisangebot an Brett 2“. Musste ich mir ansehen. Georg hatte wieder sehr aktiv gespielt und das Angebot erhalten und ich ließ ihn annehmen. Im Nachhinein war das eine zu schnell und nicht kluge Entscheidung, die ich etwas bereue. Sein Gegner, Mika Dorendorf, hatte gerade mit 22. Df4? gepatzt und Georg hätte wahrscheinlich eine Figur gewonnen.
Zu diesem Zeitpunkt spielte Jaron mit einer Figur weniger mit seiner Dame gegen zwei Türme. Die Lage an Brett 4 hatte sich etwas verbessert, Frederik verteidigte sich ganz gut, vor allem mit zwei Springern. Allerdings wurde dann ein Turm gefesselt. Trotzdem gestattete ich dieses Mal, nach zweieinhalb Stunden, Remis anzubieten, was aber abgelehnt wurde. Doch die zündende Idee hatte Alexander Borgert auch nicht und der Computer zeigte nach 40 Zügen 0.00. Plötzlich hatte nämlich Freddy eine Idee und zog mit seiner Dame los, um mal Schach zu bieten und ein paar Bauern einzusammeln. Idee war Dauerschach. Ich weiß aber nicht, ob sogar mehr möglich war, vielleicht war das 4. Brett sogar gewonnen. Doch Freddy opferte grundlos auf g5 einen Läufer und ein Schach beendete die Partie, weil Freddy sofort aufgeben wollte. Schade eigentlich. Ich gebe mal die Schlussstellung vor diesem Zug:

Weiß (Frederik): Ke2, Db7, Sg2, Se1, Lc3, Lb1, a4, c4, d4, e3.
Schwarz: Ke8, Dh1, Tc8, Tg8, Sb4, a6, b6, c5, e6, f5. Schwarz am Zug.

Ihr könnt zu Hause ja mal analysieren und weiterspielen.
Stand nach dreieinhalb Stunden als 2,5:0,5, die Niederlage stand fest. Doch Jaron hatte sich entschlossen, Arthur Krüger mit seinen Dameschachs, am Ende waren es 24, weiter zu nerven, auch als ein weißer Freibauer durchlief, kämpfte Jaron immer weiter, gewann Turm und Läufer gegen die neue Dame. Das war Martin Wechselberger sogar eine Notiz auf der Landesseite wert: „… Trotz der bereits feststehenden Niederlage kämpfte Jaron Rumpold noch über eine weitere Stunde, bevor er nach rund 5 Stunden kapitulieren musste. Ein Lob für den Kampfgeist, der am Ende fast noch mit einem halben Punkt belohnt worden wäre; schade!“

Jaron

Jaron

Doch am Ende entschied der Hamburger mit 84. Tf7 die Partie und Jaron gab, nach großem Kampf, wenig später auf. Dickes Lob für beide, auch vom Hamburger Betreuer, dem ich gratulierte.
Die Pause war kurz, eine Vorbereitung nicht möglich. Unser Gegner der 6. Runde hieß KSV Rochade Göttingen. Auf dem Papier war unser Verein klarer Favorit gegen die Niedersachsen. Doch auf den Brettern war davon nur wenig zu sehen. Nach einer Stunde hatten zwar alle einen Bauern mehr, doch Freddy war mit Schwarz schwer unter Druck geraten. Sein Gegner, Kasimir Lenz, hatte weiße Bauern auf g5 und auf f6. Diese sperrten nicht nur den König, sondern einen Springer und einen Läufer ein, dazu war die h- Linie offen, eine Dame stand schon auf h4. Es fehlte nur nach Th1 und es wäre unabwendbar Matt gewesen. Sein Gegner hüpfte schon singend im Spielsaal herum und Frederik überlegte lange, opferte schließlich. Danach machte sein Gegner so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte und hüpfte auch nicht mehr. Dem Zug eines gefesselten Springers folgte ein Matt in zwei und Frederik hatte eine verlorene Partie gedreht und die wichtige Führung gebracht. Marek war, wie Jaron, in ein Bauernendspiel geraten, eigentlich mit Mehrbauern und leichtem Plus. Später bereute er es, mich nicht um Erlaubnis nach einem Remisangebot gefragt zu haben. Dabei war es, nachdem jeder nur noch über die drei Rochadebauern verfügte, wirklich tot Remis. Wie immer entscheiden solche Endspiele ein falscher Zug unter dem Motto: wer sich zuerst bewegt hat verloren. Marek bewegte sich zuerst und sein Gegner machte das Klasse und gewann nach zweieinhalb Stunden, kurz nach Frederiks Sieg. Es stand 1:1. Auch Jaron erhielt im 29. Zug ein Remisangebot von Rafael Leon Asmus, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich hätte auch abgelehnt,“ meinte er später. Herr auf dem Brett war ein Springer (was sonst!) und da weiß jetzt jeder: Jaron hat gewonnen. Aber es war kompliziert. Aber nach einem Fehler gab sein Gegner dann aber schnell auf und wir lagen in Führung. Doch der Höhepunkt des Tages kam noch in Form von Georgs Partie. Er hatte Moragambit bekommen und das Kunststück geschafft, in knapp drei Stunden nur 16 Züge gemacht zu haben. Sein Gegner griff an und Georg musste mit Schwarz verteidigen. Doch Georg hatte in diesem Turnier und speziell in dieser Partie Nerven wie Drahtseile. Bei 3.42 Minuten Restbedenkzeit hatte er noch 18 Züge zu machen, sinnvolle Züge mit Plan. Im 33. Zug ließ er die Uhr einmal auf 2 Sekunden herunterlaufen, aber zwei Züge später hatte man ja wieder eine Minute! Und bei den ständigen Drohungen nur dieses Mal keinen Fehler machen, wie bei der letzten Partie gegen Bremen. Doch dieses Mal kam Georg tatsächlich durch die Zeitkontrolle, nachdem er vorher sicherheitshalber den Schiedsrichter gefragt hatte: „Gibt es nach 40 Zügen noch einmal Zeit?“
Im 43. Zug bot er noch einmal Remis. „Wird abgelehnt,“ meinte sein Gegner Lukas Kalusa, um im nächsten Zug einen Turm einzustellen. Das freute Georg und nun begann er Schach zu spielen. Seine Figuren (Turm, Läufer und Springer) zogen fast magisch, gewannen noch den Läufer und hätten auch noch den letzten Turm gewonnen. Da gab aber der Göttinger entnervt und enttäuscht auf und im Zimmer 206 konnte, nach knapp 5 Stunden Bangen, über den 3:1 Sieg gejubelt werden. Unglaubliches Schach!
Und dann kam der Gegner für morgen TSG Berlin Oberschöneweide. Eine schwierige, aber lösbare Aufgabe.

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