Der fünfte Tag/ Runden 7 und 8 am 23.10.2020:
Obwohl sich alle viel vorgenommen hatten, wurde es wieder ein punktloser Vormittag oder eigentlich Morgen. Das trübe Wetter und der Nieselregen gaben der Stimmung den Rest. Zwei unserer Jungs hatten Mädchen als Gegnerin. David unterlag in weniger als 40 Minuten Adriana Marrufo (SV Werder Bremen). Unter dem Motto: was stört mich die Vorbereitung mit dem Trainer packte er plötzlich im 5. Zug b3 aus, er wollte eben mal zwei Fianchettoläufer. Allerdings hätte er da nicht, im 3. Zug Lc4 spielen dürfen. Es passt also in den Eröffnungen vieles nicht zusammen. Im 22. Zug übersah er die Drohung Dxf2, die er zuvor geschickt unterbunden hatte. Dann zog er im 24. Zug, ohne Nachzudenken, den Schutzläufer weg, um sich einzügig Matt setzen zu lassen! Es ist zum Verrücktwerden. Ezzedin hatte ein kompliziertes Türme-Bauernendspiel, machte viel aus einer schlechten Stellung gegen Paul Götsch (Barnimer SF). Doch trifft er im hohen Spieltempo (52 Züge in knapp einer Stunde) noch zu viele falsche Entscheidungen, die er in der Analyse auch nicht begründen kann. Doch er versuchte mit zwei Freibauern zum Schluss noch alles, doch sein Gegner blieb ganz cool und setzte im Turmendspiel einfach Matt, nachdem Ezzedin mit dem König in die Ecke gelaufen war! Am längsten spielte heute Vormittag Julian Brücker (1 Stunde, 37 Minuten!). Doch 12 Schreibfehler und ein regelwidriger Zug sind Beleg dafür, dass auch er Probleme hat, sich zu konzentrieren. Auch er hatte ein starkes Mädchen, Julia Fruth (USV TU Dresden) zum Gegner. Mädchen greifen hier fast immer ideenreich an (wird Nelly freuen) egal ob mit Weiß oder Schwarz. Julian ließ eine Menge zu. Die Folge des aggressiven Spiels waren Turm- und Dameverlust (letzterer um das Matt zu verhindern!). Das Ende kam im 47. Zug und wir stehen mal wieder null Punkten da.
Dann gab es eine Aussprache mit David und Julian im Trainerzimmer, die wohl mal nötig war.
Die Nachmittagsrunde brachte wieder ein Landesduell und am Ende drei glückliche Jungs. Und das kam so: Als erster kam David mit einer starken Partie gegen Max Rauhut. Er bekam 1. d4 d5 2. Sf3 Sf6 3. c3 … und meisterte das ganz gut. Im Mittelspiel gewann er, durch einen groben Fehler, Springer und Turm und im Turmendspiel hatte er noch einen zentralen Freibauer und einen Turm mehr. Nach 49 Zügen setzte er mit Dame und Turm Matt.
Etwas bunter und lebhafter ging es bei Ezzedin zu gegen Lotte Nönnig im Landesduell. Ezzedin konnte nur bis zum 10. Zug wirklich mithalten. Dann tauchte ein Bauer auf e6 auf und eine aggressive Dame von Lotte beherrschte den Dameflügel. Ein grober Fehler von Ezzedin kostete im 19. Zug einen Turm und Lotte stand mit 8,3 im Plus. Durch eine Springergabel im 29. Zug gewann Lotte den zweiten Turm und ging mit mehr als zwei Türmen ins Endspiel (+18,0 nach 36 Zügen). Doch im 40. Zug rief Ezzedin plötzlich: „Patt“! Unterstellen wir ihm mal, dass er den einzigen Zug 40. …Kxf4 mit Matt in drei nicht gesehen hat. Die Schiedsrichter wurden gerufen und die wiederum befragten nun Lotte, die aber nach langem Nachdenken, das Remis bestätigte.
Sehr Gutes war von Julian Brückner zu sehen. Endlich mal mit einem sauberen Sizilianisch, sogar mit 9. …Se5 und mit Figurengewinn im 12. Zug war er letztlich total überlegen gegen Alicia Kovalskyy (DSV 1954 Düsseldorf). Fünf Züge vor dem Matt gab seine Gegnerin auf. Julian hatte inzwischen 3 Figuren mehr und zwei Freibauern, sehr stark!
Ja und dann organsierte der SV Roter Turm ein eigenes Internationales Schachturnier. Unglaublich? Mitnichten! Normalerweise sollte es ein einfaches Vereinsturnier werden. Doch zwei Kinder auf der Etage baten uns, ob sie mitspielen dürfen. Und nach dem Abendessen kamen noch zwei polnische Kinder dazu. Mit 10 Teilnehmern, 15 Minuten Bedenkzeit und 5 Runden war es durchaus ein gutes, spannendes Turnier mit einigen interessanten Partien und natürlich auch 4 Familienduellen. Das Turnier verlief natürlich nicht ohne Ärger. Schon in der 1. Runde kam jemand angerannt: „Sie wissen schon, dass hier Maskenpflicht ist? …“ Also auch für die 8 Kinder wieder Maske auf, es ist schon eine komische Zeit. Trotzdem hat es wohl allen Spaß gemacht und als Preis geht ein Schachkalender auf Reisen nach Nordrhein-Westfalen. Die polnischen Eltern wollten mir leider ihre Adresse nicht geben. Sieger wurde, mit 4,5 aus 5 Adam Gibala (MUKS MDK Srodmiescie Wroclaw), Bester aus unserem Verein wurde Julian Brückner als Vierter mit einem halben Buchholzpunkt vor David Fritzsche.
Zwischendurch wurde natürlich Antons Schwarzsieg in Willingen bejubelt.