Deutsche Einzelmeisterschaft in Willingen 2024 (25.5.)

7. Tag, 24. Mai 2024

„Die Fans sind eine Macht, wer keine hat, gut Nacht…“, heißt es in einem schon älteren Schlager. Dass unsere Kinder, Flora, Malak, Ali ihre Fans haben ist nichts Neues, ich gehöre ja auch dazu. Doch auch Julian hat mindestens zwei Fans. Thomas Bundrock, ein sehr guter Trainer vom USC Magdeburg, der Julian hier betreut, outete sich gestern: „Julian ist sehr verschlossen, aber mit Potential…“ Klingt ja fast wie bei Bobby Fischer und der wurde ja bekanntlich vor 52 Jahren Weltmeister. Allerdings heißt ein Spruch von Bobby Fischer: „Ich wollte immer gewinnen!“ Julian hat zuletzt 4 mal hintereinander Remis gespielt?

Dann habe ich mich gestern beschwert, Jawohl! Und zwar über die Berichterstattung der Landesschachjugend über diese DEM auf unserer neu gestalteten Landesseite. Liegt es vielleicht an der etwas bescheidenen Zwischenbilanz, dass die Heimat nichts oder wenig über den Auftritt unserer Kinder aus Sachsen-Anhalt erfährt. Der einzige Verein, der berichtet, sind wiedermal wir. Auch eine gute Botschaft aus Willingen.

Aber zurück zum schachlichen. Nach einer unkomplizierten, kurzen Vorbereitung ging es zur vorletzten Runde. Doch auch unsere Gegner sind immer besser auf unsere Kinder eingestellt. So der Fall bei Flora gegen Frida Winkler (SK König Plauen). Flora wollte partout kein 1. e4 spielen und auf 1. d4 kam nicht d5 als Antwort. Unsere Vorbereitung war faktisch im weiteren Verlauf wertlos. Die späte Folge: Flora stellte zunächst einen Bauern und im 22. Zug einen Turm ein. Das ist natürlich nicht nur hier zu viel und so kam die Niederlage mit Matt mit Turm und Läufer im 58. Zug, nach fast drei Stunden Quälerei. Kurz vor dem Matt hatte Flora noch eine Pattfalle „eingebaut“. Auch in der Analyse merkte man ihre Verunsicherung von Anfang an. Das Problem: es kommt nicht das, was ich erwarte auf das Brett. Wie reagiere ich richtig auf das, was meine Gegnerin spielt. Ich konnte Flora in der Analyse etwas aufrichten. Obwohl: sie ist immer noch bestes Mädchen aus Sachsen-Anhalt in der u12w!

Bei Malak hingegen kam die Vorbereitung mit c6 und d5 aufs Brett. Überlegt nutzte sie jeden Fehler ihrer Gegnerin mit dem tollen Namen Ananya Prasannavenkatesan (Klub Kölner SF 1967). Im 15. und 16. Zug gewann sie jeweils einen Bauern, zwei weitere kamen im Partieverlauf dazu. Einziges Problem: beim lustigen Bauernschlagen hatte Malak vergessen, den gesamten Dameflügel zu entwickeln und als sie damit begann, brach ein unerwartetes Unglück über sie herein. Bis zum 20. Zug stand sie mit 4,5 klar auf Gewinn. Mit 20. …Sf3+ öffnete die Gegnerin plötzlich die g- Linie und die beiden schwarzen Türme stürzten sich auf den weißen freien König, wieder sehr schade, weil mit 4 Bauern mehr ihre Partie wohl gewonnen war. Zwei Niederlagen und zwei enttäuschten Mädchen und Hoffen auf morgen.

Ali

Ali

Anders die Jungs. Ali, gesundheitlich soweit gut, hatte mit Niclas Betz (SG Speyer-Schwegenheim 2012) erneut einen spielstarken Gegner bekommen und nach Sizilianisch gab es wieder das Rennen bei entgegengesetzten Rochaden. Ali war schon auf Grund der Stellung und des Aufbaus seiner Figuren viel schneller am Dameflügel, übersah aber einige bessere Züge. Trotzdem war er zu recht mit seiner Partie zufrieden. Er nutzte Ungenauigkeiten in der Verteidigung, gewann beim Dametausch im 36. Zug geschickt einen Turm und sein Gegner gab nach 51 Zügen auf.

Julian - Laura

Julian – Laura

Blieb Julian im Landesduell mit Laura Marie Rössling (Schachzwerge Magdeburg). Julian verbesserte zielgerichtet das Zusammenspiel seiner Figuren, wehrte die „Nadelstiche“ von Laura ab und hatte ab dem 29. Zug zwei Mehrbauern und eine deutlich bessere Stellung. Nach 33. Dxf7+ und weiteren Drohungen gab Laura, nach über drei Stunden auf. Der zweite Sieg bringt Julian etwas nach oben.

Und deshalb mal eine kurze Bilanz vor der letzten Runde: Sachsen-Anhalt ist mit 49 Teilnehmern hier. Mit einer Medaille sieht es 2024 eher schlecht aus. Die besten Platzierungen sind zurzeit zwei 5. Plätze. Das bedeutet Platz 13 in der Länderwertung. Der am besten Platzierte aus unserem Verein ist Ali Jamalli mit 5 Punkten und Platz 25. Aber das kann sich ja morgen noch ändern, sprich verbessern. Auch die Turnierleitung zog eine Zwischenbilanz: „So viel wie es die letzten Tage hier in Willingen regnet befinden wir uns wohl eher im Schauerland als im Sauerland… Naja, perfektes Wetter zum Schachspielen würde man wohl behaupten.“